Lieber Bischof Gellert,
einer meiner besten Freunde ist ein Jesuitenpater. Im Moment tut er mir leid: er gehört zu denjenigen, die ihren Glauben leben und das scheint ja bei den Jesuiten heute auch nicht mehr so selbstverständlich zu sein. Mein Freund wurde Jesuit, weil an den entscheidenden Stellen seines Lebens die ignatianischen Exerzitien eine wichtige Rolle in seinem (Glaubens)leben gespielt haben. Heute erscheint es mir eher so, dass die meisten seltsamen Aussagen über die Kirche und den Glauben auch von Jesuiten kommen. Da staunt der gläubige Katholik, galten doch die Jesuiten lange Zeit als die Speerspitze der katholischen Kirche und als verlängerter Arm des Heiligen Vaters.
Nun hat also lt. einem Bericht von kath.net (http://kath.net/detail.php?id=29261) P. Roger Lenaers SJ seine Sicht des Glaubens zum Besten gegeben. Bei einem Vortrag Mitte November hat er seine Vorstellung eines atheistischen Gottesbildes dargelegt. Damit meinte er nicht, dass auch Atheisten an irgendwas glauben. Nein, nein, er meinte damit, unser christliches christliches Gottesbild müsse atheistisch werden. Wir würden noch viel zu viel vom Gott-in-der-Höhe reden. Unsere ganze Liturgie, unsere Moral, die Bibel, unser ganzer Glauben und unser Reden in der Kirche sei damit gefüllt. Also weg damit: Hin zu einem vermeintlich modernen Gottesbild, dass schließlich alle Menschen - auch die Atheisten - miteinander verbindet: Die bloße Erfahrung, dass hinter allem irgendwas stecke, irgendwas Absolutes. Das war's dann auch schon. Nach dem anonymen Christentum kommt nun der nächste Schritt: Anonyme Gottgläubige. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner: Wir glauben doch alle an irgendeinen Gott, an eine göttliche Erfahrung. Und Gott ist nicht in der Höhe, nein er ist der Gott-in-der-Tiefe.
Das ist im Prinzip nicht falsch, ist doch gerade Weihnachten das Fest, an dem Gott in die menschliche Tiefe hinabsteigt. Und das ganze Leben Jesu ist Abstieg, eine Erniedrigung bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,8). Aber muss man wegen dieser freiwilligen Selbsterniedrigung nun Abschied vom Gott-in-der-Höhe nehmen und den Gott-in-der-Tiefe verkünden? Abschied von Glanz und Gloria in der Kirche?
Natürlich: Demjenigen, der ganz unten ist, dessen Leben am Boden liegt oder der sogar im Boden versunken ist, für den ist die Botschaft vom Gott-in-der-Tiefe ein Anker. Aber eben nur insofern als er weiß, dass Gott bei ihm ist. Das unterscheidet uns ja von allen anderen Religionen, dass wir den Gott verkünden, der in Jesus Christus die tiefste Tiefe menschlichen Daseins am eigenen Leib erfahren hat. Aber das alleine gibt keinen Trost und erst recht keine Hoffnung: Wäre das unser Glaube, müsste man in der Eucharistie die Doxologie streichen: Ist denn nicht gerade das Zusammenfügen der zerbrochenen Hostie mit dem Kelch das lebendige Zeichen der Hoffnung? Aus Tod wird neues Leben. Das, was in der Tiefe ist, wird zu neuem Glanz erhoben. Das steht ja schließlich auch im Philipperhymnus. Der Gott-in-der-Tiefe ist eben niemand anders als der Gott-in-der-Höhe.
Unsere Liturgie darf nicht tiefer gelegt werden, dann wird sie noch flacher, als sie in manchen Bereichen schon ist. Ebenso unser Glauben und unser Reden von Gott: Die Hl. Messe soll uns nicht in die Tiefe ziehen, sondern eben aus dem irdischen Alltag nach oben zu Gott hin bewegen. Und ist es nicht genau das, was wir in der Heiligen Messe auch ersehnen: Wenigstens eine Stunde in der Woche aus der Alltäglichkeit mit ihrer Niedrigkeit erhoben zu werden? Freuen wir uns nicht über Gott, der auf die "Niedrigkeit seiner Magd" schaut und ist nicht z.B. auch der Weihrauch (sofern man ihn verwendet) das Symbol dafür, dass unsere Gebete zum Himmel hinaufsteigen und wir in der Liturgie zum Himmel erhoben werden?
Es bleibt mir schleierhaft, wie besagter Jesuitenpater Weihnachten feiern will. Und schaut man sich die anderen Aussagen dieses Paters an, so kann man nur noch ratlos den Kopf schütteln: Und solche Leute halten Vorträge, bilden andere aus, predigen.
Und mir bleibt nur das Stoßgebet: St. Gellert hilf!
Lieber Vaticanus,
AntwortenLöschenhab Dich eben erst über Elsa gefunden, da ich weihnachtsmarktbedingt ziemlich abgelenkt war. Willkommen im Club! Freut mich, daß Deine Stimme jetzt auch im Bloggerchor mitsingt.