Hl. Gerhard/Gellert

Wer war eigentlich der Hl. Gerhard?


Aus Giorgio...
Gerhard Sagredo hieß ursprünglich mit Vornamen Giorgio und wurde am 23. April 980 in Venedig geboren. Er stammt aus einer reichen Familie. Weil er als Kind schwer erkrankte, brachten ihn seine Eltern in ein Benediktinerkloster, um ihn dort pflegen zu lassen. Der Junge wurde gesund - und wurde Mönch des Klosters San Giorgio in seiner Heimatstadt. Im Jahr 1012 wurde er zum Abt des Klosters ernannt.

...wird Gerhard
Als sein Vater Gerhard auf einem Kreuzzug ums Leben kam, übernahm Giorgio den Vornamen seines Vaters und begab sich 1015 auf einen geistlichen Kreuzzug in das Heilige Land, um dort zu missionieren. Auf der Reise lernte er einen Abt eines Benediktinerklosters in Ungarn kennen, der ihn einlud, mit ihm nach Ungarn zu gehen und dort in der Mission tätig zu werden.


Von Italien nach Ungarn
Gerhard war ein beeindruckender Prediger, der bald sehr bekannt wurde. König Stephan I. berief ihn zum Lehrer und Erzieher seines Sohnes Emmerich. Zugleich erhielt er den Auftrag, die Ungarn zu missionieren. Gerhard gründete zuerst eine Einsiedelei, wurde dann 1030 zum Bischof von Csanád ernannt, dem heutigen Szerb Csanád östlich von Szeged– übrigens heute verschwistert mit Darmstadt. Außer seiner pastoralen und organisatorischen Tätigkeit in der neuen Diözese, hat der Heilige Gerhard mehrere theologische Schriften verfasst, von denen eine einzige erhalten ist, die Deliberatio Gerardi. Sie ist der wahrscheinlich erste ungarische Bibelkommentar. Diese Schrift befindet sich heute in der Staatsbibliothek München.

Stephans Nachfolger, König Andreas, verbot das Christentum in seinem Reich wieder. Gerhard blieb seinem Auftrag aber treu und missionierte weiter. Er wurde am 24. September 1046 bei Budapest ermordet. Die Legende berichtet, dass er mit Lanzenstichen getötet wurde, eine andere Legende erzählt, Gerhard sei in einem mit Nägeln beschlagenen Fass einen Berg heruntergerollt worden und schließlich in der Donau ertrunken. Schon 1083 wurde Gerhard heilig gesprochen. An seinem Todesort, dem nach ihm benannten Gerhardsberg, wurde 1904 eine riesige Statue errichtet, die segnend ihre Hand über Budapest hält. Gerhard ist der Schutzpatron der Erzieher, von Budapest und ganz Ungarn.

Und Gellert?
Es hat mich einige Zeit gekostet, das herauszufinden: Nachdem ich erfolglos über das Internet nach einer Kirche in Ungarn suchte, die dem Hl. Gerhard geweiht ist, schickte ich hilfesuchend eine E-Mail an die Stadtbücherei von Budapest – das war die einzige Adresse, die ich entziffern konnte. Ungarisch ist ein echte Herausforderung! Die Mail landete bei einer netten Dame, die mir dann erklärte, dass „Gerhard“ im Ungarischen „Gellert“ heißt.

Hl. Gerhard und Gerd
Mein Namenstag wurde bei uns zuhause nie gefeiert. Was eigentlich seltsam ist, da ich aus einer recht katholischen Ecke des Saarlandes stamme. Aber in unserem Haus wohnte eine alte Frau, die schon zu meinen Kindertagen weit über 90 Jahre alt war. Ich weiß nicht, wie sie hieß und kann mich auch kaum an sie erinnern, aber eines hat mich geprägt: Sie war die einzige, die einmal im Jahr zu mir kam und mir etwas zum Namenstag schenkte. Es sollte Jahre dauern, bis dieses kleine, beständige Saatkorn in mir aufging.

Erst in meinem Studium fing ich an, mich für meinen Namenstag zu interessieren. Also schaute ich nach allen möglichen Gerhards, die es im Heiligenkalender gibt. Das Dumme: Ich konnte mich überhaupt nicht erinnern, wann diese nette alte Dame mir im Laufe des Jahres das Geschenk gebracht hat. Meine Eltern waren mir da leider auch keine Hilfe – von der romantischen Vorstellung, sie hätten sich bei der Wahl meines Namens tatsächlich auch an einem Namenspatron orientiert, musste ich recht schnell Abschied nehmen. Also suchte ich mir unter den möglichen Gerhards den aus, der mich spontan ansprach und von dem ich glaubte, er passe zu mir. Meine Wahl fiel auf den Hl. Gerhard Sagredo, dem ersten Bischof von Csanád.

Über die Jahre hinweg wurde er mehr und mehr zu „meinem“ Heiligen: Und als Schutzpatron der Erzieher kann ich als Diakon und Religionslehrer seine Fürbitte gut gebrauchen.

Video: Das Grab des Hl. Gerhard