tag:blogger.com,1999:blog-62034352667260247242024-03-14T06:51:51.681+01:00Bischofsgeflüstervaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.comBlogger56125tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-14383388427497099042013-04-17T00:11:00.000+02:002015-03-12T22:54:50.744+01:00Reden ist Silber, Schweigen ist Gold<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLwqu7CMqwdEPDdjMBFNo4ezT8dWZKeH8olV4-2pSZ9019CRdJlYYPpxIDIzwgfSE8on36JZvIMc5Mo6UVB12G5HYNImsycD3xkhd7olAyYx-aSBNYyB0HjnX9Njhd7CcmmVS5AoEc1EJR/s1600/nfs10.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLwqu7CMqwdEPDdjMBFNo4ezT8dWZKeH8olV4-2pSZ9019CRdJlYYPpxIDIzwgfSE8on36JZvIMc5Mo6UVB12G5HYNImsycD3xkhd7olAyYx-aSBNYyB0HjnX9Njhd7CcmmVS5AoEc1EJR/s320/nfs10.jpg" height="320" width="240" /></a><br />
<div style="text-align: justify;">
Vor kurzem ist sie mir wieder aufgefallen: Silbern ist die Medaille, die mir damals verliehen wurde. Als Anerkennung und Dank für 10 Jahre aktiven Dienst in der <a href="http://www.nfs-darmstadt.de/index.html" target="_blank">Notfallseelsorge</a>. Zusammen mit einem netten, erfahren Kollegen, wurde mir diese Ehre zuteil. Der Leiter der Notfallseelsorge hat mir dazu ein Buch mit einer Widmung geschenkt. </div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Die Worte sind mit bedacht gewählt und spiegeln den Weg wieder, den wir gemeinsam gegangen sind: In alle den Jahren mussten wir uns erst einmal finden. Es gab Fragen zum Konzept, zum Dienst, zu den Einsätzen. Wir waren und sind noch immer ein bunter Haufen von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft. Notfallseelsorge ist Seelsorge im Grenzbereich zwischen Leben und Tod. Grenzbereiche fordern den ganzen Menschen und da bleibt nichts im Verborgenen. Wir mussten uns in all den Jahren auch immer wieder ganz neu aneinander gewöhnen: Konfessionelle Vorurteile, menschliche Unzulänglichkeiten, Vorlieben, Stärken und Schwächen. Das führte zwar nie zu ernsten Konflikten, aber in den zehn Jahren gab es doch auch immer wieder Gesprächsbedarf und ein sensibles Suchen nach dem gemeinsamen Weg. Ich durfte dabei viel lernen. Zum Beispiel, dass Reden Silber und Schweigen Gold ist.</div>
<div style="text-align: justify;">
Nicht Schweigen aus Angst oder Unterwürfigkeit, wohl aber Schweigen, um erst einmal besser hören zu können. Das gilt zumindest im Umgang mit den Kollegen - auch wenn mir das nicht immer gelingt.</div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Und auch in den Einsätzen ist Schweigen oftmals der goldene Weg: Oft genug habe ich beim Eintreffen am Einsatzort diese hohe Erwartung gespürt: Mitten im betroffenen Schweigen, in der Sprachlosigkeit und dem Ringen um Worte erwartet man vom eintreffenden Notfallseelsorger nun den erlösenden Satz, das Sprachwunder, das alles löst und irgendwie hilft. Die Versuchung ist groß: Es ist leichter, auch im Angesicht von Tod und Leid den anderen mit Worten zuzuschütten, die gut klingen, aber nicht im Herzen ankommen. Es ist viel schwieriger, das Unsagbare mit auszuhalten, das schreckliche Schweigen mitzutragen. Das erscheint so nutz- und wirkungslos. Aber dieses Schweigen sagt mehr als tausend Worte: Da ist jemand einfach nur da. Mitten in Leid und Not bin ich nicht allein. </div>
<br />
In den zehn Jahren habe ich inzwischen mehr als 100 Einsätze erlebt. Bis heute versage ich mir jede Routine. Gewiss: Man sammelt Erfahrung. Nicht jeder Einsatz fordert einen neu heraus, aber nicht jeder verlangt nach ganz neuen Strukturen. Aber wenn mich eines Tages ein Einsatz überhaupt nicht mehr berühren würde, dann wäre es an der Zeit, aufzuhören.<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
Dass wir inzwischen über alle Konfessionsgrenzen hinweg zueinander gefunden haben (und uns noch immer finden), uns gegenseitig mit unseren Stärken und auch mit unseren Eigenheiten wertschätzen, durfte ich vom mitgeehrten Kollegen erfahren. Er machte mir das schönste Kompliment: Mit dir würde ich jeden Einsatz noch einmal fahren.</div>
<br />
Danke - ich mit dir auch!vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-51068861778421300792013-03-30T16:01:00.000+01:002015-03-12T22:50:32.686+01:00<br />
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<b></b></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<b></b></div>
<br />
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<b><br /></b></div>
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<b>Karfreitag: Wo stehst du?<o:p></o:p></b></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Fragt man
unsere Firmbewerber, was sie mit dem Karfreitag verbinden, dann kommt u.a. die
Frage: Warum feiern wir diesen Tag eigentlich? Die Spannung ist doch weg! Alle
Jahre wieder der gleiche Ablauf: Palmsonntag. Gründonnerstag. Karfreitag und
Ostern. Wir wissen doch schon, wie es ausgeht: Ja, Jesus wird wie ein König in
Jerusalem empfangen. Ja, Jesus feiert das letzte Abendmahl und danach wird er
von Judas verraten. Und ja, wir wissen, dass er dann am Kreuz stirbt. Und
welche Überraschung: An Ostern steht er von den Toten auf. Alle Jahre wieder dieselbe
Inszenierung. Gut, hier und da ändern sich ein paar Details in der Darstellung,
aber das Drehbuch bleibt doch immer das gleiche.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Was auch
daran liegt, dass das Drehbuch 2000 Jahre alt ist und heilig. Die Vorlage für
das jährlich wiederkehrende Drama der Kar- und Ostertage steht in den Evangelien, liegt also nicht in unserer Hand.
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Also bleibt
auch der Ablauf gleich: Jesus wird auch heute nicht vom Kreuz herabsteigen.
Keine himmlischen Heere werden Pilatus
und den Hohen Rat in Jerusalem festsetzen. Und, so traurig es ist, auch heute
werden wir den Tod des Herrn bedenken und noch nicht die Auferstehung. Aber
seien Sie getröstet: Die Auferstehung werden wir morgen Abend feiern. Ganz
sicher. Versprochen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Das ist
nämlich das Geheimnis dieser Tage: Sie sind zuverlässig, sie sind planbar. Gott
sei Dank ist Gott berechenbar. Zumindest wenn es um Tod und Auferstehung geht. Und so müssen
wir uns nicht wie an manch anderen Stellen mit Regisseuren und anderen Künstlern
auseinandersetzen, die vielleicht um der Provokation, der Modernisierung der
Botschaft wegen oder auch nur weil sie es toll finden, die Geschichte abändern
wollen.</div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Nein, es
bleibt wie es <i>ist</i>, oder besser: Es
bleibt, wie es <i>war</i>. Seit fast 2000
Jahren eben, seit diesem <i>ersten</i> Einzug
in Jerusalem, seit diesem <i>ersten</i>
letzten Abendmahl, seit diesem <i>ersten</i>
Karfreitag. Es bleibt wie es war. Und morgen wird es eben so sein, wie es war:
Auf den Tod des Herrn folgt die Auferstehung.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Die Frage ist
berechtigt: Wenn wir das Ergebnis doch kennen, warum dann jedes Jahr dieselbe
Aufführung? Dahinter mag auch eine ganz ernsthafte Anfrage liegen: Können wir
diese Tage überhaupt innerlich mitvollziehen? Kann man tatsächlich am Todestag
Jesu trauern, wenn man doch um Ostern weiß? Oder noch provokanter gefragt:
Werden die Schmerzen Jesu am Kreuz nicht erträglicher im Licht der Osterkerze?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Doch hier
liegt eine Verwechslung vor: Das Evangelium ist kein Krimi. Ich kenne das zu
gut: Da hat man über 600 Seiten Spannung vor sich und manchmal juckt es einen
in den Fingern, einfach die letzte Seite zu lesen und zu schauen: Wer überlebt,
wer ist der Mörder. Wer das allerdings tut, verdirbt sich den Spaß am Buch.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Anders beim
Evangelium: Auch wenn wir den Ausgang wissen, so ist das Ganze jedes Jahr neu.
Der Unterschied zum Krimi liegt darin, dass das Evangelium jedes Jahr neu
gefüllt wird. Wir sind keine Leser, keine passiven Zuschauer, keine Besucher
eines Passionsspieles. Jedes Jahr sind wir ganz aufs Neue und geheimnisvoll in
diese dramatischen Tage verwoben. Wir kennen die <i>dramatis personae</i>, die handelnden Personen in diesem heiligen
Spiel: Die Menschen auf den Straßen Jerusalems, die heute <i>Hosanna!</i> und morgen <i>Kreuzige
ihn!</i> rufen. Wir kennen die Namen der Hauptakteure: Judas, der den Herrn ausliefert,
Petrus, der mit dem Schwert dreinschlägt und seinen Herrn dreimal verrät,
Pilatus, Kajaphas, Johannes, der als einziger mit Maria unter dem Kreuz aushält,
Josef von Arimathäa, der Jesus bestattet, der Hauptmann, der unter dem Kreuz
Jesus als den Sohn Gottes erkennt, die Spötter unter dem Kreuz, die Jesus
selbst in seinem Leiden kein Erbarmen entgegenbringen. Wir wissen um die zwei,
die mit dem Herrn gekreuzigt werden, einer, der ihn verspottet, einer, der in
seinem Sterben alle seine Hoffnung auf Jesus setzt. Alle diese Personen und
Figuren sind uns vertraut. Vielleicht nicht in allen Details, aber in den
Grundzügen. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Und doch
fühlt sich jede Karwoche anders an. Denn jedes Jahr finden wir unseren eigenen
Platz in diesem heiligen Spiel. Jedes Jahr müssen wir uns entscheiden, wo wir
stehen. Denn wir feiern keine Erinnerung an vergangene Tage. Nicht rührselig
und sentimental: Weißt du noch, damals, als Jesus verhaftet und gekreuzigt
wurde?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Damals? Nein,
heute! Unser Feiern ist Gegenwart. Wir sind mittendrin. Vergangenheit und Gegenwart
werden eins. Wir wiederholen nichts, aber wir stehen mitten im Evangelium. Und
deshalb Jahr für Jahr der gleiche Text und doch anders: Denn Jahr für Jahr muss
jeder seinen Platz in diesem Text finden, ihn mit seiner Person füllen und ihm
Leben geben.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Wo stehst du?
Wer bist du heute? Hängst du neben Jesus am Kreuz und schreist mit ihm deinen
Schmerz zum Himmel empor? Voller Spott oder voll Vertrauen, heute noch mit ihm
ins Paradies eingehen zu können? Bist du Maria, bist du Johannes, stehst du
unter dem Kreuz und trotzt aller Angst? Bist du heute der Hauptmann, der zum
Glauben findet? Zweifelst du noch? Bist du einer aus dem Hohen Rat, und fragst
dich, warum der, der doch so vielen geholfen hat, sich nun nicht selber helfen
will oder kann? Bist du Judas, dramatisch verstrickt in diesen Tag: Hast du den
Herrn aufs Kreuz gelegt? Bist du Petrus, felsenfest von dir überzeugt und heute
feige abgetaucht in die Dunkelheit?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Wo stehst du?
Wer bist du? Bist du Pilatus, lebst du im Irrglauben, deine Hände wären rein
und deine Weste weiß? Bist du Josef von Arimathäa, fest entschlossen,
wenigstens den allerletzten Dienst zu vollziehen, und deinen Herrn würdig zu
begraben? Oder bist du
ein unbeteiligter Zuschauer, einfach nur verstört, verzweifelt, ratlos, wie es
soweit kommen konnte?</div>
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<o:p></o:p></div>
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<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Jeder von uns hat seinen Platz in diesen dramatischen Tagen und
diesem dramatischem Geschehen. Dieser Platz ist nicht festgefügt, nicht wie in
einem Passionsspiel, wo die Rollen für ein Jahr verteilt werden. Unsere Rolle ändert sich vielleicht von Jahr
zu Jahr, je nachdem, in welcher Lebensphase wir sind. Wer trauert, fühlt sich
dem Gekreuzigten näher, als jemand, der gerade ganz oben auf dem sozialen Siegertreppchen
steht. Unsere Rolle kann sich aber auch stündlich wechseln: Jeder von uns füllt diese dramatischen Geschichten mit seinem
Leben. Und wenn wir nachher nach vorne kommen, um das Kreuz zu verehren, dann
werden wohl kaum zwei von uns das gleiche dabei denken und empfinden. Sein
Kreuz wird zu unserem Kreuz, sein Leiden verbindet sich mit unserem Leid, und
seine Hoffnung auf Auferstehung, auf neues Leben, wird auch zu unserer
Hoffnung.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="mso-pagination: none; text-align: justify;">
Weil sich <i>unser</i> Leben immer wieder wandelt, brauchen
wir diese scheinbar unwandelbaren Kar- und Ostertage. Damit in der Unbeständigkeit
<i>unseres</i> Lebens eines sicher, fest und
verlässlich bleibt: Auf das <i>Hosanna</i>!
folgt das <i>Kreuzige ihn!</i>, und auf das <i>Es ist vollbracht</i> das freudige <i>Er ist auferstanden!</i>.<o:p></o:p></div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-91159529549586144522013-03-27T16:40:00.000+01:002015-03-12T23:09:27.308+01:00Crash<br />
<div style="text-align: justify;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Der Anruf kam mitten in die Familienidylle: Sonntagnachmittag. Nach den Gottesdiensten und nach einer Tauffeier nun gemütliches Zusammensein im Kreise der Familie. "Hast du Zeit, um mit auf die Autobahn zu kommen?" - das war keine Frage, das war eine Bitte. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Verkehrsunfall auf der Autobahn: Eine Tote, eine Schwerverletzte, ein Leichtverletzter und einer, der auf wunderbare Weise gar nichts abbekommen hat. Und dann noch die Verursacher: Keiner weiß, wie es passiert ist, aber innerhalb von Sekunden wurde ein junges Leben ausgelöscht. Ein dummer, schrecklicher Unfall.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Drei Notfallseelsorger im Einsatz: Meine Kollegen bleiben bei der Polizei. Kümmern sich um die Verursacher und die Ersthelfer vor Ort.</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich fahre mit der Polizei ins Krankenhaus. Heimvorteil: Ich kenne die Notaufnahme durch den Rettungsdienst, kenne mich auch einigermaßen in der Klinik aus. Vieles ist mir vertraut, viele Gesichter sind mir bekannt. Und zum Glück treffe ich dort die Notärztin, von der ich insgeheim hoffte, dass sie an diesem Nachmittag Dienst hat. Ein Segen in weiß.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Meine Aufgabe an diesem Tag: Immer wieder eine Todesnachricht überbringen. Zuerst dem Bruder sagen, dass die Schwester den Unfall nicht überlebt hat. Dann dem Vater, dass seine Tochter tot ist. Und mittendrin die Polizei, die selbst im Krankenhaus Fragen stellen muss.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Familie kommt nicht von hier, wohnt im Süden Deutschlands. Sie haben Verwandte im Ruhrgebiet besucht und waren nun auf dem Weg nachhause. Die Tochter hatte sich erst vor kurzem verlobt. Der Schmerz über ihren Tod ist unermesslich. Der Vater, ein gestandener Mann, lässt seiner Trauer freien Lauf. Auch der Sohn ist fassungslos. </div>
<div style="text-align: justify;">
Und doch geht jeder seinen eigenen Weg: Dann wird Notfallseelsorge ganz profan. Nicht das helfende Wort ist jetzt nötig, sondern die Suche nach einer Zigarette, der Gang vor die Tür, wo man einfach schweigend nebeneinander steht während einer raucht. Das wird an diesem Tag zu einem meiner Hauptdienste. Ich bin ständig in Bewegung. In die Notaufnahme, zum Eingang, zur Station, nach draußen und wieder zurück. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Der Unfall entwickelt eine ganz eigene Dynamik: Die Familie hat einen Migrationshintergrund. Dritte Generation, islamisch, in Deutschland angekommen und zuhause. Kultursensible Notfallseelsorge ist gefragt: Muslime haben eine ganz andere Bestattungskultur, andere Riten und vor allem andere Zeitabläufe.<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Und in ihrer Kultur ist das soziale Netz weit und dicht gespannt: Noch während wir in der Klinik im kleinen Kreis tastend erste Schritte in der Trauer gehen, setzt sich im Hintergrund die Verwandtschaft in Bewegung. Irgendwann im Laufe des Abends werden sie aus Nord- und Süddeutschland eintreffen. Keiner weiß so recht, wer kommt und wie viele kommen. Die Reaktion ist verständlich: Wer von uns würde nicht alles stehen und fallen lassen, wenn irgendjemand in der Familie oder im engen Freundeskreis ein solches Unglück widerfährt? </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Und doch muss man sich vorbereiten: Wer kommt da? Wie viele? Wo sollen die übernachten? Was geschieht, wenn plötzlich zehn bis fünfzehn Menschen mit einem ganz eigenen kulturellen Hintergrund und einer eigenen Sprache zusammen kommen? Voller Trauer in einem viel zu kleinen Zimmer.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Stunden vergehen. Diese Zeit bis zum Eintreffen der Verwandten gibt uns Zeit für behutsame Gespräche. Mal ganz profan über den Beruf, die Familie, über die Kultur und die Sprache, über den bloßen Alltag. Und dazwischen immer wieder der Schmerz, die Tränen und die Trauer. Wie auf einer Achterbahn geht es auf und ab. Seelsorge wird zur Wegbegleitung in wörtlichster Bedeutung: Im Laufen durch das Krankenhaus löst sich was, kommt auch Bewegung in die Seele. Und manchmal ist es wichtig, einfach stehen zu bleiben und zu schweigen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Am Abend kommen die ersten Verwandten. Ich versuche, die Todesnachricht behutsam zu überbringen. Aber das ist utopisch - wie kann man überhaupt behutsam vom plötzlichen Tod eines Menschen sprechen? Für mich ist die verstorbene junge Frau fremd. Nun stehe ich der Familie gegenüber, den Menschen, die sie aufwachsen sahen und die sie liebevoll behüteten. Und die sie jetzt doch plötzlich und unerwartet auf so grausame Weise verloren haben. Verständlich, dass der Schmerz und die Trauer ihren Raum fordern. Auch laut und heftig. Nicht ganz unproblematisch in einem Krankenhaus, wo noch andere Patienten liegen, die vor allem abends Ruhe brauchen. </div>
<div style="text-align: justify;">
Irgendwann stehe ich vor dem Eingang der Klinik, um die ankommenden Verwandten abzufangen. Wir suchen einen Ort, wo laut getrauert werden kann, damit wir dann so weit es geht auf der Station Ruhe finden.</div>
<div style="text-align: justify;">
Bis zum späten Abend hat sich das Zimmer gefüllt: Vierzehn Personen sind gekommen, alle in einem Raum. Die Stimmung schwankt zwischen Trauer und aufbrausender Aggression: Auch das ist unserer Kultur fremd, wenngleich auch verständlich. Der Blick richtet sich auch auf den Verursacher des Leids. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Jeder im Raum hat seine ganz eigene Geschichte: Da ist mittendrin und fast allein der Verlobte mit seiner Mutter. Er trauert um die verlorene Braut, sie um die Schwiegertochter, aber auch für ihren Sohn. Da ist der Bruder, der mit seiner Schwester schon manche schwierige Lebenssituation gemeistert hat, mit ihr gemeinsam eine Firma gründete und nun nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Da sind Cousins, Freunde, Tanten, Onkel. Immer wieder knüpfe ich bei den verschiedenen Personen an, manchmal reicht ein Blick, ein Wort, eine sanfte Berührung an der Schulter. Ich werde zum Vermittler zwischen den Trauernden und den Krankenschwestern, zum Anwalt zweier Kulturen und ihrer unterschiedlichen Lebensweisen.</div>
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Am späten Abend finden wir einen Kompromiss: Gegen Mitternacht zieht sich der größte Teil der Angehörigen in einen Wartebereich zurück. Nur ein Onkel bleibt beim Vater und seinem Sohn.</div>
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<br /></div>
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Zehn Stunden sind seit der Alarmierung vergangen. Irgendwann mittendrin fragte mich die Ärztin, wie es mir geht und besorgte mir einen Kaffee. Es sind solche kleinen Gesten, die auch Notfallseelsorger gut tun.</div>
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Am Ende habe ich mich von der Familie verabschiedet. Irgendwann im Laufe des Abends hat jemand auf mein Collarhemd gezeigt und mich gefragt: "Sie sind von der Kirche?" Da war kein Misstrauen, keine Ablehnung, sondern sehr viel Respekt zu spüren. Als ich mich nun verabschiedete, sagte ich: "Ich bin kein Moslem, sondern Christ, aber ich frage Sie trotzdem,ob ich für Sie beten darf." Ich hatte mir diese Frage lange vorher überlegt. Die Antwort war überwältigend: Der Vater nahm meine Hand, hat sich unter Tränen bei mir bedankt. Sein Händedruck und sein Blick sagten mehr als Worte hätten sagen können.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich habe viel gelernt: Über diese andere Kultur, über Hierarchien innerhalb einer weit verzweigten Familie, über ihre Riten, Gesten und unausgesprochenen Regeln. Ich habe gelernt, dass auch Leid über alle Grenzen hinweg verbindet. Und über meine Vorurteile.</div>
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<br /></div>
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<blockquote class="tr_bq">
Draußen auf dem Flur begegne ich noch einmal der Ärztin. Sie hat einen langen Tag hinter und wohl noch eine lange Nacht vor sich. Es war auch ihr Einsatz: Immer wieder hat sie nach ihrem Patienten geschaut, immer wieder haben wir uns zwischendrin über die nächsten Schritte abgesprochen. Immer wieder sind wir uns auf dem Flur begegnet. Aber am meisten bleibt mir dieser Kaffee in Erinnerung: Eine Tasse Seelsorge für den Seelsorger. Hat gut getan.</blockquote>
<br />
<br /></div>
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<br /></div>
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-54614308581157178022013-03-26T15:00:00.001+01:002015-03-12T22:50:56.108+01:00Es kann nur einen geben<div style="text-align: justify;">
Nein, tut mir leid: Aber das hätte nicht passieren dürfen. Bei aller Versöhnung mit dem Rücktritt Benedikts und auch bei aller Begeisterung für seinen Nachfolger Franziskus. Dass die beiden sich begegnen, das ist ja auch in meinen Augen noch in Ordnung. Aber dass man diese Begegnung medial inszeniert, zeugt von wenig Sensibilität. Da hat jemand die Macht der Bilder unterschätzt.</div>
<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Denn bislang galt auch für den größten Skeptiker: Ein Papst ist zurücktreten - ein neuer wurde gewählt. Habemus papam - wir haben einen Papst. Die Betonung liegt auf dem <i>einen</i>! Die Angst und Sorge, dass man durch den Rücktritt Benedikts plötzlich zwei Päpste in der Kirche habe, wurde nun durch die Bilder von der Begegnung der beiden nur unnötig befeuert. Was nutzen da Worte? Der emeritierte Papst hat dem neuen Papst Gehorsam versprochen? Die Bilder zeigten weltweit: Da sitzen zwei Päpste.</div>
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<br />
<div style="text-align: justify;">
Früher war das eine Scherzfrage: Wie grüßen sich zwei Päpste? Und die Antwort: Überhaupt nicht, es gibt nur einen. Nun hat uns die Medien aber gezeigt, dass es zwei gibt oder geben könnte. Für einen mehr oder weniger ahnungslosen Nichtkatholiken war nicht erkennbar, wer hier gerade emeritiert und wer regiert. Zwei Päpste: Beide in weiß, beide am Beten, beide in gleicher Position. Und an dieser Stelle war dann die Demut des Franziskus doch ein wenig fehl am Platze. Denn indem er auf jedweden päpstlichen Vorrang verzichtete, verstärkte er den Eindruck noch, dass sich hier zwei auf Augenhöhe gegenüber stehen. </div>
<br />
In der Geschichte der Kirche gab es immer wieder mal zwei, manchmal sogar noch mehr Päpste. Die Kirche hat stets darum gerungen, diesen unseligen Zustand zu beenden und den wahren Nachfolger des Apostel Petrus zu bestimmen.<br />
<br />
Ich bin so aufgewachsen. Es kann nur einen geben: nur einen Highlander am Ende, nur einen Rudi Völler. Das sollten wir auch in der Kirche beherzigen und auf Bildern nicht zweimal zeigen, was es nur einmal gibt.<br />
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<br />vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-43903965270847410642013-03-19T21:18:00.000+01:002015-03-12T22:51:57.692+01:00Versöhnt<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Ich gebe es zu: Der Rücktritt Benedikt XVI. kam natürlich auch für mich überraschend. Und er hat mich ins Grübeln gebracht. Vieles wurde davon in der Presse dazu geschrieben: Es gab Befürworter und natürlich auch Kritiker.</span></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Manches konnte ich gut nachvollziehen: Das Papstamt ist die letzte sakrale Institution unserer Welt und mit geradezu himmlischer Würde verbunden. Vieles konnte sich in der Kirche verändern, aber der Papst war immer der Fels in der Brandung. Ganz gleich, wie sehr die inner- und außerkirchlichen Wellen das Kirchenschiff auch in Bedrängnis brachten - der Papst schien unantastbar, schien fest gegründet als ewiger Garant der Kirche: "Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18). Ein Rücktritt ist bei solchen gewichtigen Zusagen nicht denkbar, schien bisher kategorisch ausgeschlossen. Erst recht nach einem Papst wie Johannes Paul II., der auf die Frage, ob er aufgrund seiner fortgeschrittenen Krankheit und seines offensichtlichen Leidens nicht an Rücktritt denke, eben zu Antwort gab, dass Christus ja auch nicht vom Kreuz herabgestiegen sei.</span></div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Und doch wissen wir: Alt werden will jeder, alt sein hingegen niemand. Für Benedikt XVI. war die Krankheit seines Vorgängers sicherlich auch eine Mahnung: Die moderne Medizin vermag vieles zu leisten und kann einen Menschen mittels teurer Geräte fast unbegrenzt am Leben halten. Eben auch einen Papst. Diese medizinische Entwicklung bringt viele ethische Fragen mit sich und die immer wieder aufflammende Diskussion um Sterbehilfe zeigt, dass das Problem schon längst mitten im Alltag unserer Gesellschaft angekommen ist: Nicht jeder, der am Leben gehalten wird, nimmt auch voll und ganz am Leben teil. </span></div>
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Ein dementer Papst? Ein Papst im Koma? Pflegebedürftig? Bettlägrig? Was dann? Niemand würde ihm das Recht auf Leben oder seine Würde absprechen, wohl aber die Fähigkeit eine Kirche mit über einer Milliarde Katholiken zu leiden. Es mag sein, dass Benedikt XVI. gerade diese Problematik vor Augen hatte und sich daher gewissermaßen rechtzeitig aus der Leitung zurückzog. Andere wiederum sehen genau darin eine Zeichen des Kleinglaubens: Wen Gott zu einem Dienst beruft, den beruft er zur gegebener Zeit auch wieder ab. Aber vielleicht war dem Rücktritt ja genau diese innere Abberufung vorausgegangen? Eines ist sicher: Benedikt hat diesen Schritt nicht leichtfertig unternommen.</span></div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Seit Mittwoch, dem 13.03.2013 haben wir nun einen neuen Papst. Und bis dahin gehörte ich eher zur Partei der Rücktrittsskeptiker, sah vor allem den Schaden für das Amt, das nun von vielen nur noch als ein gewöhnlicher Job mit Rentenanspruch gesehen wurde. Aber schon in den Tagen zuvor wurden auch in mir die Weichen in eine andere Richtung gestellt. Ganz sanft fing es an,nämlich als Benedikt XVI. seinen Rücktritt näher erläuterte: Aus Papst Benedikt XVI. ist eben nicht wieder Joseph Ratzinger, sondern einfach Benedikt geworden. Aus dem Lenker und Leiter, aus dem Theologen und Denker wurde der Mönch und Beter. Er zieht sich zurück, aber eben nicht heraus: Und daher darf er sich in meinen Augen zurecht emeritierter Papst nennen, denn er ist es noch immer: Der Papst des Gebetes, der nun ganz und gar für seine Kirche in die Stille vor Gott tritt. Das ist nach wie vor sein Petrusdienst, eben nur auf eine neue, ganz andere Weise.</span></div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Er tut sich damit keinen Gefallen: Er kann seine Rente nicht genießen und einfach in die Alpen fahren. Es kann da draußen in der Welt keine zwei Päpste nebeneinander geben - auch wenn es in der Geschichte zum Leidwesen der Kirche mehrmals vorkam. Benedikt kann nicht irgendwo auftauchen und Vorlesungen oder Reden halten. Kaffefahrten mit dem emeritierten Papst wird es nicht geben. Und umgekehrt wird es wohl kaum Pilgerströme in den Vatikan geben, keine bayerische Blaskapelle unter Benedikts Balkon. Benedikt hat sich selbst in seiner Freiheit eingeschränkt. Es wird sich zeigen, wie viel man von ihm noch sehen und hören wird. Im Grunde genommen folgt er dem Beispiel seines päpstlichen Namenspatrons und zieht sich wie Benedikt von Nursia in die Klosterzelle zurück. Er spricht nicht mehr zur Kirche, sondern betet für seine Kirche.</span></div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Das ist ein ganz neuer Gedanke: Ein Papst zum Lenken und Leiten, einer zum Beten. Arbeitsteilung an höchster Stelle. Oder besser noch: Ergänzung im Amt. Nicht dass Papst Franziskus nicht beten würde, aber im hektischen Takt des Vatikans hat er eben auch noch ganz andere Aufgaben. Und schauen wir nur auf unser eigenes Leben: In der Hektik des Alltags ist das Gebet das erste, was geopfert wird, wenn die Termine überhand nehmen.</span></div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span>
<br />
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Ich kann mich mit dem Rücktritt Papst Benedikt XI. versöhnen, weil er das Amt nicht einfach aufgegeben hat: Sicher setzt er einen neuen Maßstab. Aber eben nicht nur einen Maßstab für den Zeitpunkt und den Anlass eines Rücktritts, sondern mehr noch für die persönlichen Folgen für den Zurückgetretenen. In der Öffentlichkeit und den Medien ist dieser Aspekt bisher weitgehend unbeachtet geblieben. Und doch wird auch das zum Maßstab für alle weiteren Päpste: Rücktritt ist möglich, aber es kann und darf immer nur ein Rückzug zum Gebet für die Kirche sein.</span></div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-44506133769107186552012-04-06T18:28:00.000+02:002015-03-12T22:52:18.469+01:00Ich war das nicht!!!!<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Nein, das war ich nicht. </span><i style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Ich</i><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"> nicht. Das lasse ich mir nicht einreden: </span><i style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Für meine Sünden gestorben</i><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">. Nie im Leben.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Gut, ich gebe es ja zu: Niemand hat schließlich eine weiße Weste. Ein paar dunkle Flecken gibt es wohl immer. Irgendwo hat doch jeder eine Leiche im Keller. Nicht wörtlich – hoffe ich zumindest – aber doch bildlich: Es gibt sie, die dunklen Seiten in uns. Ich nehme mich da nicht aus. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Aber im Ernst: Auch wenn ich kein Engel bin, so bin ich doch auch kein Teufel. So schlimm, dass jemand für mich den Kopf hinhalten müsste, nein, so schlimm bin ich nicht. Schon gar nicht so schlimm, dass Jesus dafür auf solche grausame Weise sterben müsste.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Was habe ich denn getan? Nun gut, hier und da mal eine kleine Unwahrheit, nicht direkt gelogen, sondern die Wahrheit ein wenig zu meinen Gunsten verdreht oder einfach auch nur das Unangenehme verschwiegen. </span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Und sicherlich passiert es manchmal auch, dass blinder Eifer in lauten Zorn umschlägt. </span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Ja, meine Ungeduld, die gehört auch zu meinen Schwächen. Sünde würde ich das nun nicht gerade nennen. Ich kann es halt schlecht ertragen, wenn sich die Dinge unendlich lange hinziehen. Dann nehme ich die Sache lieber selber in die Hand.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Jeder von uns will doch leben. <span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Und das geht nicht, ohne dass es hin und wieder zu Verletzungen kommt. Man darf sich schließlich ja nichts gefallen lassen. Man darf nicht immer nur einstecken, sondern muss auch austeilen können. So ist das nun mal in unserer Welt. Da braucht man hin und wieder auch Ellbogenmentalität und eine harte Linie. Steht das nicht auch in der Bibel: <i>Gelobt sei der Herr, der meine Hände den Kampf gelehrt hat, meine Finger den Krieg (Ps 144, 1)? <o:p></o:p></i></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Na bitte, da haben wir es doch. Wer sich mit mir anlegt, der bekommt das auch zu spüren. Ich teile aus, nehme kein Blatt vor den Mund. Gut, wenn ich mich dann mal so richtig in Rage geredet habe, dann mache ich auch schon mal andere fertig. Viel öfter passiert mir das auf verstecktem Wege: Ich rede über <i>andere</i> schlecht, damit <i>ich</i> besser dastehe. Hier und da eine kleine spitze Bemerkung, ein kleiner verbaler Giftpfeil, gut platziert – das trifft.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Und dennoch: Ich bin gewiss kein großer Sünder vor dem Herrn. Da gibt es doch ganz andere Kaliber: Hier, die Großen, die da oben, die die Macht haben und sie doch nur missbrauchen, um uns kleinen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir, die Ehrlichen, sind am Ende doch immer die Dummen. </span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Kein Wunder, dass wir uns hier und da mal ein wenig vom großen Kuchen gönnen wollen. Ich nenne das nicht Steuerbetrug, sondern ausgleichende Gerechtigkeit. Ich nehme mir nur, was mir zusteht.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Und überhaupt: Reden nicht gerade die von Moral und Tugend, die doch am meisten zu beichten hätten? Die Kirche? Na, kommen Sie! Kreuzzüge, Hexenverbrennung und von den schlimmen Taten der jüngsten Zeit wollen wir mal erst gar nicht reden! Und <i>die</i> erzählen <i>mir</i>, dass Jesus da für <i>mich</i> am Kreuz hängt!<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Nie und nimmer! Ich war das nicht. Ich habe zwar meine kleinen Fehler, aber diesen Mord lasse ich mir nicht anhängen.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Und auch das muss mal gesagt werden: Wenn Gott mit meinen Fehlern Schwierigkeiten hat, dann soll er sich gefälligst bei mir melden. Dann mache ich das mit ihm beim Joggen im Wald aus, von Mann zu Mann. Da brauche ich keine Kirche. Und auch keinen Jesus, der für mich gekreuzigt wird. Was ist das überhaupt für ein grausamer Gott, der seinen Sohn für meine Sünden ans Kreuz schlagen lässt?<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Wo gibt es denn so etwas? Der</span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"> </span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">schlachtet </span><i style="font-family: 'Times New Roman', serif;">sein</i><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"> Kind ab, weil </span><i style="font-family: 'Times New Roman', serif;">ich</i><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"> böse war? Der Sohn ist doch unschuldig! Wenn schon Strafe für meine kleinen und größeren Sünden notwendig ist, dann kläre das doch bitte mit mir!</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Schließlich gilt: Selbst ist der Mann – und auch die Frau. Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. Steht ja auch im Evangelium, zumindest so ähnlich: <i>Anderen hat er geholfen, sich selber kann er nicht helfen. (Mt 27,42), </i>haben die Leute unter dem Kreuz gesagt.<i><o:p></o:p></i></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Andererseits: Warum macht er das? Ich meine: Dieser Jesus, warum tut er das? Er hat Blinde geheilt, dem Teufel widerstanden, Lahmen auf die Sprünge geholfen, Wunder gewirkt, selbst Tote erweckt und Geister ausgetrieben. Bei seiner Geburt standen Armeen von Engel am Himmel und lobten Gott – und nun hängt <i>er</i> da so völlig machtlos an diesem Balken und stirbt grausam vor sich hin. Warum wehrt er sich nicht? <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Ich an seiner Stelle hätte das nicht getan: <i>Wenn du Gottes Sohn bist, dann steige herab vom Kreuz.</i> Genau das hätte ich getan: Ich hätte ihnen gezeigt, wo der Hammer hängt. Schon viel früher natürlich, hätte es erst gar nicht so weit kommen lassen. <i>Ich</i> hätte die himmlischen Heere gerufen und zum göttlichen Kampf geblasen! </span><i><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Ich</span></i><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"> hätte mich nicht aufs Kreuz legen, mich nicht festnageln lassen.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Gut, die Botschaft der bedingungslosen Liebe Gottes wäre damit am Ende doch nicht durchgekommen. So gesehen hätte mein dramatischer Endkampf die Botschaft meines Lebens zerstört. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Aber dafür hätte alle Welt meine Macht am eigenen Leib gespürt. Alle hätten sich voller Furcht vor mir und meinen Engeln niedergeworfen in den Staub der Erde, und sie hätten mich angebetet. Zwar nicht aus Liebe, aber immerhin angebetet. Sie hätten erkannt, dass ich Gottes Sohn bin, und darum ging es doch, oder?<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Mal ehrlich: So hätten Sie doch wohl auch reagiert? Sicher: Manchmal hält man im Leben auch noch die rechte Wange hin, wenn einer einen schon auf die linke schlägt. Aber das Kreuz? Nein, da hört doch der Spaß auf! Da hätten Sie sich doch auch gewehrt! Das lässt doch niemand mit sich machen!<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Und doch stimmt es mich nachdenklich: Am Ende sagt der römische Hauptmann angesichts dieses Todes ausgerechnet über den Gehenkten in der Mitte, über Jesus: <i>Dieser Mensch war Gottes Sohn.(Mk 15,39)</i><o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Was hat ihn davon überzeugt? Dass er <i>nicht</i> herabgestiegen ist vom Kreuz? Dass er <i>nicht</i> sich selber geholfen hat? <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Vielleicht ist das die Ursünde des Menschen, die größte überhaupt: Diese ewige Selbstverliebtheit: <i>Ich</i> will, <i>ich</i> bin, <i>ich</i> kann, <i>ich</i> muss, <i>ich</i> habe, <i>ich</i> werde...ich, ich und immer wieder ich. Nicht auf andere vertrauen, nicht auf andere hören, nicht auf den Menschen an meiner Seite, schon gar nicht auf Gott: Immer nur ich, ganz selten nur wir, ihr oder du. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Dieses ewige Spiel der Menschheit, in den Tiefen des Alltags immer vorhanden und fest verankert in unseren Herzen: Dieser Wunsch nach Anerkennung, nach immerwährender Selbstbestimmung und Selbstbehauptung, frei zu sein von allen Schranken. </span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Anstrengend ist das, ermüdend. Sich immer wieder selbst zu helfen, damit man gut dasteht. Sich nur auf sich selber zu verlassen, weil man sich sonst verlassen glaubt.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Es ist die Ursünde schlechthin: Da gibt es nur mich, keinen Gott und keinen anderen. Der Mensch kreist um sich selber, versucht, sich das innere und äußere Paradies zu schaffen, rackert sich dafür ab und kämpft dafür mit allen Mitteln.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Bei Jesus ist das anders: <i>Dein Wille geschehe</i>. Jesus opfert seine Macht als Gottessohn und begibt sich in die Ohnmacht des Kreuzes. Doch das Kreuz ist zugleich die tiefste Hingabe an Gott. Ich lasse mich festnageln, ich gehe durch Leiden und Tod – im Vertrauen auf Gott. <i>Der Herr ist meine Kraft und mein Schild, mein Herz vertraut ihm </i>(Ps 28,7).<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Seit Anbeginn fällt uns Menschen dieses Vertrauen schwer. Unsere Geschichte und unsere Welt würden anders aussehen, wenn wir dieses Gottvertrauen auch im Angesicht des Kreuzes hätten. Dieser fehlende Mut, dieser fehlende Glaube, ist <i>die</i> Sünde, die alles andere nach sich zieht. Denn sie bringt den Stolz hervor, die Eitelkeit, die Überheblichkeit und den naiven Glauben, in allen Lagen mein eigener Herr sein zu müssen.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Jesus hat dieses Gottvertrauen vorgelebt, bis in den Tod hinein. Er hat sich <i>nicht</i> selber geholfen, und ist <i>nicht</i> vom Kreuz herabgestiegen. Damit auch wir an den Kreuzen unseres Lebens aushalten, damit auch wir nicht unsere Macht ausspielen, damit auch wir dem Leiden nicht immer nur ausweichen, nicht nur auf unsere Kraft und unser Können, sondern auf Gottes Macht und Liebe vertrauen. Dafür ist er gestorben, grausam, brutal, unter Schmerzen und verzweifelt, für Sie - und auch für mich.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-36689952880831206992011-12-25T02:41:00.000+01:002015-03-12T23:10:11.960+01:00Paradiesäpfel<div align="left" class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<b style="mso-bidi-font-weight: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Predigt: Hl. Abend 2011<o:p></o:p></span></b></div>
<div align="left" class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<b style="mso-bidi-font-weight: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></b></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Sie gehören zur Gattung der Kernobst- und zur Familie der Rosengewächse. Diese Gattung umfasst ca. 52 verschiedene Laubbaumarten. In Deutschland gibt es zwei große Anbaugebiete: Zum einen das Alte Land bei Hamburg, zum anderen die Region rund um den Bodensee. Die Früchte schmecken je nach Züchtung mal säuerlich herb, mal süß, mal sauer, es gibt sie in ganz unterschiedlichen Farben und auch mit vielen Namen: Golden Delicious, Jonagold, Gloster, Boskop, Elstar und viele andere mehr. Es gibt sogar eine japanische Sorte, die<span style="mso-spacerun: yes;"> </span>- wenig überraschend – <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Fuji</i> heißt. All Namen bezeichnen einen Kulturapfel, <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Malus domestica</i> – die mit Abstand am meisten gegessene Frucht in Deutschland. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Times New Roman', serif; font-size: 16px;">Meine Lieblingssorte ist die <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Pink Lady</i>: rosa, knackig, süß-säuerlich. Dieser Apfel weist zudem eine Besonderheit auf: er blüht als erster unter allen Äpfeln, wird aber als allerletzte Sorte geerntet.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Times New Roman', serif; font-size: 16px;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">In der Bibel kommt der Apfel nicht vor. Wie bitte? Wird nicht gleich am Anfang erzählt, wie Eva ihrem Adam einen Apfel reicht? Tizian, Raffael, Michelangelo, Lukas Cranach, Tintoretto – berühmte Maler haben so den Sündenfall in ihren Bildern dargestellt.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Zur Erinnerung: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, er erschafft die ganze Welt und alles, was lebt. Und diese Welt schenkt er <i style="mso-bidi-font-style: normal;">dem</i> Geschöpf, das als <i style="mso-bidi-font-style: normal;">einziges</i> sein Ebenbild ist: dem Menschen. Adam und Eva: Mann und Frau, von Ewigkeit her für einander berufen, die Schöpfung zu wahren und durch ihre Fruchtbarkeit weiter zu führen. Gott schaut auf sein Schöpfungswerk und sah: Alles war gut. Gott und Mensch vereint im Paradies.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"></span></div>
<div style="text-align: justify;">
Doch es ist der Mensch, der die Grenzen überschreitet: In der Mitte des Paradieses steht dieser Baum, dessen Frucht nicht für den Menschen bestimmt ist. Wir kennen das zu gut: Man kann uns die Welt zu Füßen legen. Doch nicht das viele, was wir haben, sondern das <i style="mso-bidi-font-style: normal;">eine</i>, das uns verwehrt ist, wird uns zum Stachel im Fleisch.</div>
<o:p></o:p><br />
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Grenzerfahrungen fordern uns heraus: Alles darfst du haben, die ganze Schöpfung soll dir dienen, ja, du Mensch bist mein Ebenbild. Kein Geschöpf ist schöner, wertvoller, höher geachtet als du, geliebtes Menschenkind. Nur diese eine Grenze muss es zwischen Gott und Mensch geben: Die Früchte vom Baum des Lebens sind dir verboten. Du darfst im Schatten des Baumes liegen, du darfst dich an der Schönheit dieser Früchte erfreuen, aber du darfst sie nicht pflücken und essen. Denn diese Frucht hebt den notwendigen Unterschied zwischen Gott und Mensch, zwischen Schöpfer und Geschöpf auf. Der Mensch wird zu Gott.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Die Bibel lässt die Schlange als großer Verführerin auftreten und entlastet den Menschen dadurch ein wenig, indem er nicht nur zum Täter, sondern auch zum Opfer wird. Die Schlange überredet Eva, die schließlich die verbotene Frucht pflückt und an Adam weiterreicht. Vielleicht war es doch eine Pink Lady: knackig, süß-säuerlich, verführerisch in Aussehen und Geschmack. Jedenfalls geht die Geschichte böse aus: Der Mensch vergreift sich am Baum des Lebens, er zerstört die paradiesische Einheit mit Gott und seinen Geschöpfen.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Es geht dabei nicht um Äpfel. Nie und nimmer! Es geht vielmehr um die Frucht der bösen Tat: Der Mensch sieht nicht mehr seinen eigenen Wert, der ihm von seinem Schöpfer her als Ebenbild Gottes geschenkt ist, ja, er will sich überhaupt nicht mehr als Geschöpf sehen, sondern selber Gott und Schöpfer, Herr seiner selbst, Herr über andere, Herr über Leben und Tod sein.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Die Weltgeschichte ist voll solcher Gestalten, die sich nach dem Himmel ausstreckten, solcher Halbgötter in allen Farben und Formen. Die Erfahrung zeigt: Wo Menschen sich zu Göttern erheben wollen, öffnen sich nicht die Tore des Himmels, sondern vielmehr die Pforten der Hölle. </span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Times New Roman', serif; font-size: 16px;">Das ist mithin ein Grund, warum die Kirche in ihrem Heiligenkalender am 24.12. auch Adam und Eva gedenkt. Nicht der Apfel ist das Problem, sondern der Mensch.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Und gleichzeitig ist es wie bei der Pink Lady: Was am frühesten blüht, wird am Ende geerntet und zur süßen Frucht. Der Sündenfall steht am Anfang der gemeinsamen Lebensgeschichte von Gott und Mensch. Eine bewegte Geschichte voller Wirrungen, Suchen, Fragen, Liebesbeweisen, Verfehlungen und Sünden. Und heute wächst daraus eine ganz besondere Frucht: Der Baum des Lebens spiegelt sich im Holz der Krippe wieder. Die Sehnsucht nach dem Paradies findet heute ihre Erfüllung: Der Mensch muss sich nicht zum Himmel ausstrecken, muss nicht größer werden, als er schon immer ist. Der Mensch muss nicht Gott werden: Gott wird Mensch! <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Heute gehen Gott und Mensch eine ganz neue, eine lebendige Gemeinschaft ein. Es ist eine Gemeinschaft der Liebe: das neugeborene, das uns heute seine Hände entgegenstreckt ist klein und schutzlos und wie kein anderes Lebewesen auf unsere Hilfe und mehr noch auf unsere Liebe angewiesen.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Seit dieser Heiligen Nacht in Bethlehem müssen wir jedes Neugeborene mit noch größerer Ehrfurcht empfangen: Ist die Geburt eines neuen Menschen schon für sich genommen ein Wunder, so erinnert sie auch immer wieder auch daran, dass jeder von uns selber ein Wunder ist: ein einmaliges, einzigartiges, unendlich geliebtes Geschöpf Gottes.</span><span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Times New Roman', serif; font-size: 16px;">Wir brauchen nicht nach dem Baum des Lebens zu greifen, der Apfel lockt nicht mehr.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Jeder von Ihnen ist Gottes Ebenbild. Nichts kann Ihnen <span style="mso-spacerun: yes;"> </span>diese Würde nehmen, keine Note, keine Prüfung, keine Beurteilung durch wen auch immer. Nicht, was Sie haben, sondern wer Sie sind, ist in Gottes Augen entscheidend. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Schluss mit dem ewigen Strecken und Streben nach oben. Pilgern Sie nicht auf den ausgetretenen Leistungspfaden dieser Welt, sondern pilgern Sie zur Krippe. Machen Sie sich vor diesem Kind klein, um groß zu werden. Oder besser noch: um zu erkennen, wie groß Sie schon immer sind. Wie heilsam ist seine Botschaft: Ich bin für dich geboren. Du bist mir so wertvoll, dass ich zu dir kommen will. Ich will deinen Stall, deine Hütte, dein Haus, dein Herz zur Krippe machen. Die Engel des Himmels sollen darin wohnen, ihr Gloria klingt heute nur für dich allein. Der Himmel schart sich um dich, wo auch immer du bist. Deine Sehnsucht nach Größe und Anerkennung ist gestillt, weil ich, dein Gott, in dieser Nacht zur dir komme, dich heile und von allen Ängsten erlöse. Ich bin bei dir, heute alle Tage, bis an Ende der Welt.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"></span></div>
<div style="text-align: justify;">
Aus der verbotenen Frucht wird heute durch die Geburt Jesu der Paradiesapfel. Als vor ca. 400 Jahren die ersten Weihnachtsbäume aufgestellt wurden, schmückte man sie genau aus diesem Grund mit Äpfeln. Später begann man diese Äpfel mit Silber und Gold zu verzieren. Der Apfel verschwand, die Schmuckkugel blieb. Kaum einer weiß <span style="mso-spacerun: yes;"> </span>heute noch, dass unsere heutigen Christbaumkugeln einmal Äpfel waren.</div>
<o:p></o:p><br />
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Schauen Sie genau hin. Und wenn sich Ihr Gesicht in einer solchen Kugel spiegelt, dann denken Sie an diese wunderbare Geschichte von Adam und Eva, von der Sehnsucht nach Größe und Göttlichkeit. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">Schauen Sie genau hin. Und wenn sich Ihr Gesicht in einer solchen Kugel spiegelt, dann denken Sie daran: So wie ich bin, bin ich ein Ebenbild Gottes – für <i style="mso-bidi-font-style: normal;">mich</i> ist er heute Mensch geworden. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;"><br />
</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12.0pt;">In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes, gesegnetes, heilendes Weihnachtsfest!<o:p></o:p></span></div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-82664568920750517212011-12-17T22:09:00.000+01:002015-03-12T22:53:18.946+01:00Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><br />
</b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Predigt zum Malteser-Gottesdienst<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Advent 2011<o:p></o:p></b></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Liebe Gemeinde, liebe Malteser,<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
seit knapp einem Jahr gibt es nun die Verknüpfung zwischen den Maltesern und unserer Gemeinde. Als ich an Silvester mit vielen Fragen in das neue Jahr blickte, da wurde mir schnell klar, dass 2011 ein Malteser-Jahr wird. Ein Jahr, in dem ich mich mehr und mehr mit Geschichte und lebendiger Gegenwart der Malteser auseinandersetzen musste. Nie hätte ich gedacht, dass daraus ein solches Abenteuer wird: Helfen ist spannend. Helfen erfordert auch aber, dass man sich auf den einlässt, dem man helfen soll und will. Ich habe im vergangenen Jahr die Malteser auf vielseitige Weise kennen lernen dürfen und durfte dabei immer wieder feststellen: <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Wir Malteser leben eine einzigartige Mischung aus medizinischer Hilfe und spiritueller Zuwendung. Der Mensch steht im Mittelpunkt all unseres Handelns: Nie ist er einfach nur ein Unfallopfer, ein medizinischer Notfall. Immer ist er Patient, Mensch mit einer einzigartigen Identität, der von einem auf den anderen Augenblick plötzlich und unerwartet aus der Lebensbahn geworfen wird. Unser Ansatz ist immer ganzheitlich: Wir sehen den Menschen in seiner Not und auch die Not derer, die zu ihm gehören, mit ihm leiden oder gar um sein Leben bangen. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Dieser einzigartige Blick war schon immer der Grundpfeiler der Malteser: Für den Seligen Gerhard, den Gründer und Schutzpatron der Malteser war die Begegnung mit dem Kranken nichts anderes als die Begegnung mit Jesus Christus. Hospital und Kirche waren eins. Die Malteser im Jerusalemer Hospiz legten vor knapp 960 Jahren vor der Heiligen Messe goldbestickte Altartücher auf ihre Patienten. Auf diese Weise machten sie sich immer wieder gegenwärtig, dass der Patient, der kranke und leidende Mensch der Altar war: Hier begegnet uns Christus. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Jeder Mensch, besonders der notleidende Mensch ist unser Herr. Nicht umsonst ist der <i>obsequium pauperum</i>, der Dienst an den Kranken und Armen bis heute fest im Wahlspruch der Malteser verankert.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Im letzten Jahr haben wir in vielen Bereichen viel geleistet: Wir haben Menschen ausgebildet und oftmals waren sie darüber verblüfft, dass ihnen mit den Maltesern auch die Kirche in ganz neuem Licht erschien. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Wir haben Sanitätsdienste geleistet, wir haben geholfen, wir haben gerettet. Und wir haben uns fortgebildet, um noch besser helfen zu können. Vieles wurde geleistet, auf das wir dankbar zurückblicken können, gerade wenn wir bedenken, dass wir eine kleine Schar sind. Aber all unsere Leistung ist immer auch Dienst: Rettungs- und Hilfsdienst. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Ich selber durfte auf einer Fortbildung erleben, wie junge Erwachsene auf ihren Einsatz im Rettungsdienst vorbereitet wurden. Bei aller technischen Vorbereitung, bei allen Fähigkeiten, die wir uns antrainieren und dem vielen Fachwissen, das wir uns aneignen, so konnte ich doch auch feststellen: Ebenso wichtig ist die Sicht auf die menschliche Ebene. Der Blick auf sich selber und die Selbstvergewisserung, für wen und warum man in diesem Dienst unterwegs ist.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Liebe Schwestern und Brüder, der große jüdische Gelehrte Martin Buber überlieferte das folgende Erzählung: <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<i>In Rabbi Naftalis Stadt, pflegten die Reichen, deren Häuser einsam oder am Ende des Ortes lagen, Leute einzustellen, die nachts über ihren Besitz wachen sollten. Als Rabbi Naftali eines Abends spät am Rande des Waldes spazieren ging, der die Stadt säumte, begegnete er solch einem Wächter. „Für wen gehst Du?“, fragte der Rabbi ihn. Der Wächter antwortete, fügte aber die Gegenfrage daran: „Und für wen geht Ihr, Rabbi?“ Man sagt: Die Frage traf den Rabbi wie ein Pfeil. <o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>Für wen gehst Du?</i> Die Frage ist vielleicht beiläufig gestellt, die Antwort auf diese Frage ist jedoch geradezu von existentieller Bedeutung: Wenn wir tief in unserem Herzen wissen, in wessen Namen wir unterwegs sind, dann wissen wir, in wem wir uns festmachen, wer uns Kraft gibt und unserem Leben Sinn verleiht. Gerade auch dann, wenn unser Leben dunkel und schwer ist.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>Für wen gehst du? In wessen Namen sind wir unterwegs, in wessen Auftrag helfen wir?</i> Jeder Gottesdienst beginnt bereits in der Sakristei. Noch bevor die Glocke geläutet wird und der Einzug beginnt, vergewissern wir uns im Gebet: <i>Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat</i>.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Ist es denkbar, als Malteser so in den Einsatz zu fahren? <i>Malteser ist man nie allein</i>, auch das ist ein Motto, das uns in unserer Ausbildung immer wieder begegnet. Aber das bedeutet mehr als ein Team aus Fachleuten zu sein. Natürlich brauchen wir die helfende, die rettende, die stützende Hand an unserer Seite, den Kollegen/die Kollegin, mit dem/der wir blind zusammenarbeiten können. Aber auch im geistigen Sinne ist man Malteser nie allein, denn auch unser Dienst geschieht im Namen des Herrn.<span style="mso-spacerun: yes;"> </span>Er selbst begleitet uns mit seinem Segen, stärkt uns in unseren vielfältigen Diensten den Rücken und gibt Kraft in unserer Schwäche.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Ich durfte erleben, wie gut es jungen Menschen tut, wenn man ihnen für ihren Dienst genau diese Zusage mit auf den Weg gibt: Du bist nicht allein. Du kannst ein Segen sein, weil du gesegnet bist: Gott ist an deiner Seite, auch und erst recht, wenn unsere Hilfe und unser Dienst nach menschlichen Maßstab erfolglos scheint.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Diesen Segen wünsche ich euch: Bei allem Menschlichen und manchmal auch allzu Menschlichen nicht das Himmlische zu vergessen und euch in eurem Beruf immer neu berufen zu lassen, in eurem Dienst immer neu in den Dienst nehmen lassen, durch den, in dessen Dienst wir alle stehen: <i>Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat.</i><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
So begleite euch in eurem Dienst sein Segen, damit ihr ein Segen seid und immer wieder zum Segen werdet!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-90990641326467052822011-12-05T17:34:00.000+01:002015-03-12T22:53:42.674+01:00Adventsschock<div class="MsoNormal">
<b style="mso-bidi-font-weight: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Predigt zum 2. Advent B, 4.12.2011<o:p></o:p></span></b></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Ein Neugeborenes bringt es auf 140, beim Säugling sind es noch 120, beim Schulkind immer noch 90 Herzschläge pro Minuten. Beim durchschnittlichen Erwachsenen liegt der Puls bei 60-80 Schlägen pro Minute. Und das den ganzen Tag, rund um die Uhr.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Der Herzschlag ist eine komplizierte Angelegenheit. Die verschiedenen Teile des Herzens, die Kammern und die Klappen müssen genau aufeinander abgestimmt sein. Ganz gefährlich ist das sog. Kammerflimmern: Das ist ungefähr so, als würde der Organist ein Lied anstimmen und dann würde jeder singen, was ihm gerade einfällt. Einen oder zwei Sänger, für die Takt und Rhythmus Fremdwörter sind, kann die Gemeinde verkraften. Wenn aber alle durcheinander singen, geht es schief. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Nicht anders ist das beim Herz: Wenn der gemeinsame Takt fehlt, dann beginnt das Herz zu flimmern: Alles schlägt wild durcheinander, so dass kein Blut mehr durch das Herz fließen kann. Statistisch gesehen ist dieses Kammerflimmern eine der häufigsten Ursachen für den plötzlichen Herztod. Da hilft Ihnen auch die beste Herzdruckmassage nur wenig: Gegen dieses wilde Durcheinander kommt man kaum an.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Deshalb findet man inzwischen an vielen Stellen in der Öffentlichkeit solche Geräte. Dieser sog. „Automatisierte Externe Defibrillator“ kann Leben retten. Das Gerät ist einfach zu bedienen: Es sagt Ihnen, was Sie tun müssen. Sie müssen es nur öffnen, einschalten und am Körper des Patienten anschließen. Das Gerät erkennt den Herzrhythmus und im Falle eines Kammerflimmerns empfiehlt es Ihnen, einen starken elektrischen Schock auszulösen. Sie müssen dann nur auf die entsprechende Taste drücken und schon jagen je nach Gerät ca. 220 V durch den Körper des Patienten. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Nun werden Sie sich vielleicht wundern und fragen: Wie bitte? So etwas soll Leben retten? Ist es nicht eher so, dass ein Griff in die Steckdose lebensgefährlich sein kann? <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Und tatsächlich: Mit diesem Stromstoß wird das Herz erst einmal abgeschaltet. Aber das ist notwendig. Bleiben wir beim Organisten: Wenn wir alle durcheinander singen, wird er vielleicht irgendwann mal kräftig auf die Tasten hauen und laut Ruhe brüllen. Wir zucken dann alle zusammen, hören auf zu singen und sind still. Dann erst kann der Organist versuchen, uns neu einzustimmen und mit uns das Lied im richtigen Takt und Rhythmus zu singen.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">So ähnlich wirkt der Defibrillator: Er schaltet das Chaos, das Kammerflimmern am Herzen, ab und sorgt für Ruhe. Danach können wir mit Herzdruckmassage versuchen, den natürlichen Rhythmus wieder in Gang zu bringen. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Übrigens: Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie den Patienten versehentlich grillen: das Gerät gibt den Stromstoß nur frei, wenn es vorher auch ein Kammerflimmern festgestellt hat.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Wenn es mir gelungen ist, Ihnen die Angst vor diesem Gerät zu nehmen und Sie zu ermutigen den AED im Ernstfall einzusetzen, dann war die Predigt bis hierhin nicht sinnlos. Manche Predigten können gewissermaßen Leben retten.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Damit Sie ihr eigenes Leben auch retten können, gibt es den Advent. Ja, Sie haben richtig gehört: Der Advent ist die Zeit zum Leben retten. Nein, werden Sie sagen: Der Advent ist bestenfalls die Zeit zum Plätzchenbacken und Glühweintrinken. In den meisten Fällen ist der Advent eher die Zeit, in der man von Besinnung zu Besinnung hetzt und sich ständig fragt, was man wem schenkt, wem man noch etwas besorgen muss, was man am Heiligen Abend essen soll und ob man der Großtante mütterlicherseits tatsächlich noch eine Weihnachtskarte schicken muss. Advent ist keineswegs die Zeit der Ruhe und der Stille, eher der betriebsamen Hektik. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Dabei sollte der Advent doch die Zeit sein, in der wir unser Herz für die Ankunft Jesu bereiten. Wer das übrigens nur mit Glühwein und Weihnachtsplätzchen versucht, wird an Weihnachten vielleicht keinen Führerschein in der Tasche, dafür aber ein paar Kilo mehr auf den Rippen haben. Die Vorbereitung auf das Kommen des Herrn, auf die Ankunft Jesu, hat wenig mit Plätzchenduft, heimeliger Stimmung am Adventskranz und Lebkuchenhaus zu tun.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Advent hat vielmehr damit zu tun, unser Herz für die Ankunft Jesu zu bereiten. Im heutigen Evangelium haben wir nichts von Plätzchenbacken und Geschenkeeinkauf gehört. Johannes der Täufer fordert uns vielmehr zur <i style="mso-bidi-font-style: normal;">inneren</i> Vorbereitung auf: <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen</i>. Mit diesem flammenden Appell knüpft Johannes an die uralten Worte des Propheten Jesaja an, die wir in der ersten Lesung gehört haben. Jesaja geht sogar noch ein Stück weiter, indem er die ganze Welt in diese Vorbereitung mit einbezieht und auch das Ziel dieser Vorbereitung deutlich hervorhebt: Alles zielt darauf hin, die Herrlichkeit des Herrn den Menschen zu verkünden: <i style="mso-bidi-font-style: normal;">Seht, da ist euer Gott!</i><o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Also nicht: Seht, da sind die Geschenke, da steht der Glühwein, da sind die Plätzchen und mittendrin der Tannenbaum. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Es gibt im Gotteslob nur ein einziges Lied, das dieses Evangelium aufgreift: In der Nr. 113 heißt es im Text:<o:p></o:p></span></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Mit Ernst o Menschenkinder, das Herz in euch bestellt,<o:p></o:p></span></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">bald wird das Heil der Sünder, der wunderstarke Held,<o:p></o:p></span></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">den Gott aus Gnad allein der Welt zum Licht und Leben<o:p></o:p></span></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">versprochen hat zu geben<o:p></o:p></span></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">bei allen kehren ein.<o:p></o:p></span></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Es mag uns verwundern, dass hier der Advent als eine ernste Zeit dargestellt wird. Der Text stammt von Valentin Thilo, der dieses Lied 1642 gedichtet hat. Der Mann hatte es nicht leicht: Zwar war er zu dieser Zeit ein angesehener Professor, aber zuvor hatte er viel Bitteres erlebt. Seine Eltern starben an der Pest, der Dreißigjährige Krieg hinterließ Spuren der Verwüstungen und Not. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Der Text drückt die Ernsthaftigkeit des Lebens aus: Die Sünde, unser Versagen, unsere<span style="mso-spacerun: yes;"> </span>schlechte Tat, unsere Schwäche ist Bestandteil des Lebens und die Welt braucht nichts dringender als das Heil der Sünder, den wunderstarken Held, der uns aus dem Dunkeln ins Licht des Lebens führt. Zum anderen strahlt in dem Lied aber auch die Gewissheit auf: Gott sendet den versprochenen Erlöser und daher ist es an der Zeit, sich ernsthaft auf ihn vorzubereiten. Nicht nur ein wenig, sondern ganz und gar radikal brauchen wir einen Neuanfang, eine Ausrichtung auf Christus hin. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Wir brauchen im Grunde genommen so etwas wie einen spirituellen Defibrillator: Den Mut, alles, was uns an der ernsthaften Vorbereitung auf Weihnachten hindert, bildlich gesehen platt zu machen. Wie oft hören wir im Advent, dass sich die Menschen über die vielen Termine, den Stress und die Hektik beklagen? Keine Zeit der Ruhe und der Besinnung? Alle zerren von allen Seiten.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Was in der Medizin gilt, das gilt gewissermaßen auch für die Theologie: Der Theologe empfiehlt gegen das geistliche Kammerflimmern den spirituellen Defibrillator: z.B. die Bibel. In diesem Buch steckt die Glaubenskraft und von über 1000 Jahren. Da finden Sie Menschen, die in allen Lebenslagen mit Gott gerungen und am Glauben gewachsen sind. Es gibt in der Bibel nichts, was es nicht gibt. Das ganze Leben kommt darin vor und wird im Angesicht Gottes gedeutet. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Prüft alles und behaltet das Gute</span></i><span style="font-family: "Times New Roman","serif";"> (1 Thess 5,21), hat Paulus einst seiner Gemeinde empfohlen. Entscheiden Sie sich zu einem mutigen Schritt: Prüfen Sie alles und streichen Sie dann, was sie nicht brauchen. Statt der Großtante achten Grades noch ein nichtssagendes Geschenk zu besorgen, beten Sie für sie. Wer weiß: Vielleicht ist das genau das, was sie am dringendsten braucht und sich am meisten wünscht? <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Haben Sie den Mut, alles erst einmal abzustellen, damit sich dann Ihr Herz ganz neu auf den Advent ausrichten kann und einen neuen, lebendigen Adventsrhythmus findet. Ich bin mir bewusst, dass wir als Gemeinde sozusagen von Risiken und Nebenwirkungen betroffen sein können. Aber für uns kann weniger ja auch mehr bedeuten: Weniger Stress und Hektik, dafür aber ein wirklich besinnliches, ein tieferes, fröhlicheres und zugleich ernsthafteres Weihnachtsfest, bei dem man spürt: Wir sind vorbereitet, wir erwarten tatsächlich die Ankunft des Herrn. In diesem Sinne möge die erste Zeile des Liedes<span style="mso-spacerun: yes;"> </span>in uns nachklingen:<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">Mit Ernst o Menschenkinder, </span></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";">das Herz in euch bestellt</span></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></i></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i style="mso-bidi-font-style: normal;"><span style="font-family: "Times New Roman","serif";"><br />
</span></i></div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-48711263507855813052011-12-02T13:07:00.000+01:002015-03-12T22:54:01.608+01:00Gut geschult<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Meine Adventszeit begann in diesem Jahr schon früher: Vorbereitung wurde ganz groß geschrieben, als ich mit vierzehn jungen Erwachsenen zusammen den Grundlehrgang zum Rettungssanitäter besuchen durfte. Es ging dabei natürlich weniger um die Vorbereitung auf Weihnachten, mehr aber um den Ernstfall. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ein Ausbilder stellte uns während des Kurses mit leicht sarkastischem Unterton eine rhetorische Frage: "Warum wollt ihr Rettungssanitäter werden? Klar, um Leben zu retten - habe ich auch mal gedacht!"</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es ist verständlich, dass man nach vielen Jahren im Rettungsdienst die Dinge klarer und auch realistischer sieht. Auch als Notfallseelsorger weiß man: Tote sehen nur im Fernsehen nett aus. Echte Notfälle zeigen sich meistens von ihrer unschönsten Seite. Idealismus und Realität prallen oft hart aufeinander.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Zumindest bei unseren Reanimationspuppen waren wir äußerst erfolgreich. Es ist zwar keine aufgestanden und hat uns dankbar die Hand geschüttelt, aber nach anfänglichen Fehlern kam nie die Rückmeldung: Patient verstorben. Dennoch weiß man, dass man genau das auch erleben wird. Nicht jeder Einsatz ist erfolgreich.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Und gerade deshalb habe ich soviel Respekt vor diesen jungen Menschen. Einige haben gerade Abitur gemacht, sind noch nicht einmal von zuhause ausgezogen. Zunächst konnte man meinen, dass ich da überhaupt nicht hingehöre: Doppelt so alt, verheiratet, Diakon. Das entspricht nicht dem Standard.</div>
<div style="text-align: justify;">
Aber wir haben uns gesucht und in sehr vielen Bereichen gefunden: Es ergaben sich sehr oft interessante, tiefgehende, lustige Situationen, in denen ich nie nur nur lernender Kursteilnehmer, sondern immer auch Diakon, Begleiter, manchmal auch so etwas wie der Kurspapi war. Es gab sehr viele persönliche Gespräche über Gott und die Welt, über Kirche, Glauben, Tod und Sterben, über Ehe und Partnerschaft, über Lebensform und Sexualität, über Erwachsenwerden, Retten, Helfen und Scheitern. Und zwischendrin immer wieder die (noch) unbeschwerte Leichtigkeit junger Erwachsener, Humor, Spontanität und Kreativität. Eine sehr lebendige und wohltuende Mischung.</div>
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<br /></div>
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Von vielen Seiten wurde mir bestätigt, dass dieser Kurs anders war. Da gab es den Diakon, der kurz vor der Prüfung segnete, der sich um einzelne kümmerte, hier motivierte, dort tröstete. Da gab im ganzen Kurs immer wieder den Blick auf die menschliche Seite: Nicht nur die der Patienten, sondern auch der jungen Leute, die diese Ausbildung machen. Ihnen gebührt sehr viel Respekt und Unterstützung, denn sie werden sich Situationen aussetzen, denen andere aus dem Weg gehen. Ihr Alltag wird nicht immer nur von Freude und Erfolg gekrönt sein. </div>
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<br /></div>
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Am Ende haben wir alle bestanden. Ich bin dankbar, dass ich so manchen auf diesem Weg begleiten durfte und auch selber begleitet wurde. Neben all den Techniken, all dem medizinischen Wissen, das wir uns angeeignet haben, haben wir vor allem auch voneinander gelernt. </div>
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<br /></div>
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Am Schluss habe ich mir aufgrund meines Alters das Privileg herausgenommen, das Wort zu ergreifen und allen zu danken: den Ausbildern für die Geduld und Mühe, den jungen Erwachsenen für die schöne Zeit. Viel wichtiger als die Note auf dem Zeugnis ist am Ende der Zuspruch: Ich würde mich jederzeit von jedem von euch retten lassen. </div>
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<br /></div>
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So kann ich diesen jungen Menschen nur wünschen, dass sie auf ihrem weiteren Weg immer mehr werden, was sie jetzt schon sind: ein Segen. </div>
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<br /></div>
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Und damit der Segen auch im reichen Maße bleibt, zündet der Diakon eine Kerze an, wendet demütig den Blick zum Himmel und betet: Hl. Gerhard hilf!</div>
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-52258150866461291562011-11-12T01:41:00.000+01:002015-03-12T22:54:19.550+01:00<div class="MsoNormal">
<span class="Apple-style-span" style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><b>Nachlese: Von Tranfunseln und hellen Leuchten</b></span><br />
<b><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br />
</span></b><br />
<b><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">32. So. Jkrs. A: Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen<o:p></o:p></span></b></div>
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<b><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br />
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<b><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Predigt vom 6.11.2011</span></b></div>
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<b><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br />
</span></b></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Vor fast auf den Tag genau 48 Jahren, am 25.11.1973, gab es den ersten autofreien Sonntag in der BRD. Vier Wochen vorher wurde der Nahe Osten durch einen neuen Krieg zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten erschüttert. Aus politischen Gründen drosselten die arabischen Staaten den Ölexport, es kam zur ersten Ölkrise. Mit mehr oder weniger erfolgreichen Methoden versuchte die Politik, sich vom Öl unabhängig zu machen oder aber Öl einzusparen. Als Spätfolge der ersten Ölkrise durften Sie z.B. letzten Sonntag eine Stunde länger schlafen: Die Einführung der Sommer- bzw. Winterzeit ist nämlich auch ein Kind jener Krise. <o:p></o:p></span></div>
<br />
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<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Wenn Öl knapp wird, dann wird es eng bei uns: Man streitet sich, wie lange es noch genügend Öl für unsere Industrie und unsere Autos geben wird. In <i>einem</i> ist man sich aber sicher: Der Vorrat ist begrenzt, die Förderung wird immer komplizierter und teurer. Und so ist es kein Wunder, dass man längst nach alternativen Energieträgern sucht, um der Ölkrise zu trotzen.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br />
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br />
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<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Von einer Ölkrise der besonderen Art haben wir auch im heutigen Evangelium gehört: Hintergrund bildet die orientalische Hochzeit. Es war üblich, dass der Bräutigam seine Braut zum Hochzeitsfest aus ihrem Elternhaus abholte. Zehn Brautjungfern gingen dem Bräutigam mit Öllampen entgegen. Sie führten ihn zum Haus der Braut und von dort zogen sie in einem Festumzug zur Hochzeitsfeier, an der natürlich auch die Brautjungfern teilnehmen durften. Es war ein Privileg, als Brautjungfer auserwählt zu sein, und in der Regel waren es die engsten Freundinnen und Verwandten der Braut. <o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Im Gleichnis läuft aber was schief: Fünf der Brautjungfrauen geht unterwegs der Sprit aus. Der Tank ist leer und den Reservekanister haben sie nicht dabei. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf: der Versuch, die Situation zu retten, endet damit, dass die fünf törichten Jungfrauen vor verschlossener Tür stehen. Die Hochzeit findet ohne sie statt.<o:p></o:p></span></div>
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<br /></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Nun kann man sich fragen: Warum werden sie so hart bestraft? <i>Warum</i> nennt Jesus sie eigentlich töricht? Denn schaut man in den Text, so sind diese Jungfrauen an ihrem Unglück nicht schuld: Sie waren vorbereitet, sie hatten ja Lampen dabei, hatten sich schön gemacht und für die Hochzeit geschmückt. Alle zehn hatten sich auf den Weg gemacht, alle zehn gingen dem Bräutigam entgegen. Was also machten sie falsch?<o:p></o:p></span></div>
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<br /></div>
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<i><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Wenn</span></i><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"> einen eine Schuld an ihrer Ölkrise trifft, dann doch wohl den Bräutigam: Der lässt zwar seine Braut nicht sitzen, aber warten. Und das auch ziemlich lange. Zumindest so lange, dass alle zehn vor Müdigkeit einschliefen. Erst mitten in der Nacht kommt der Bräutigam endlich. Pünktlichkeit war wohl nicht seine Stärke. Seine überaus große Verspätung bringt die Brautjungfern nun in Bedrängnis: Eigentlich müsste man doch erwarten, dass sich der Bräutigam gnädig zeigt, sich entschuldigt, oder sich sogar selber um das Ölproblem kümmert. Doch das Evangelium erwähnt an dieser Stelle den Bräutigam überhaupt nicht. Denn soweit kommt es nicht: Die jungen Frauen erarbeiten selber eine Lösungsstrategie.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Man darf sich nicht täuschen lassen: Das sind nicht einfach fünf kluge und fünf törichte Jungfrauen, die Zehn verstehen sich durchaus als Weggemeinschaft. Es ist nicht so, dass den einen die anderen einfach egal wären oder die klugen die törichten auslachen würden. Nein, man bzw. frau versucht zunächst, das Problem gemeinsam zu lösen. Und dabei stoßen sie sehr schnell an eine Grenze: Die schonungslose Analyse ergibt, dass das Öl definitiv nur für fünf reicht. Man kann nicht teilen. Es geht einfach nicht, weil es nicht für alle reicht. Im Gegenteil: Würde man das Öl aufteilen, dann würde am Ende niemand mehr mit brennender Öllampe dem Bräutigam entgegen ziehen.<o:p></o:p></span></div>
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<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">In ihrer Not machen sich fünf auf den Weg, um möglichst schnell nachzutanken. Und diese Entscheidung wird ihnen zum Verhängnis, denn am Ende hat die Hochzeitsgesellschaft nicht auf sie gewartet, sondern ist bereits weitergezogen. Am Ende hängt an der Tür des Hochzeitssaales ein Schild mit der Aufschrift: Geschlossene Gesellschaft. Wer zu spät kommt, den straft das Leben.<o:p></o:p></span></div>
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<br /></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Und auch hier mag sich Widerstand regen: Wenn es schon die Schuld des Bräutigams war, dass den Brautjungfern das Öl ausging, hätte er dann nicht wenigstens warten können? Oder sie eben später noch in den Hochzeitssaal hinein lassen können? Im Gegenteil: Als der Bräutigam endlich mal zu Wort kommt, kommt keine Entschuldigung für sein Verspäten, zeigt er keine Reue oder Milde, sondern sagt auch noch diese harten Worte: <i>Amen, ich kenne euch nicht.<o:p></o:p></i></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Liebe Gemeinde, das Gleichnis von den zehn törichten und klugen Jungrauen ist anstößig. Es entspricht so wenig unserem Rechtsempfinden: Wir sind doch nicht Schuld an dem Unglück! Mein Gott, wir waren doch pünktlich, wir waren vorbereitet! Wie hätten wir denn ahnen können, dass der Bräutigam uns so lange warten lässt? Und wir haben uns doch um eine Lösung, um Nachschub bemüht! <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Ich weiß nicht, wie Sie es sehen: Ich aber habe Mitleid mit den törichten Brautjungfern. Meine Sympathie gilt ihnen und nicht dem Bräutigam.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">In der Tradition hat man das Gleichnis meistens als Ermahnung ausgelegt: Die Lampe eures Glaubens muss leuchten. Sie muss notfalls solange die Dunkelheit der Welt erhellen, bis der Bräutigam kommt. Sorgt also vor, seid klug und seht zu, dass dem Licht des Glaubens nicht das Öl ausgeht. Das ist sicherlich auch eine richtige Deutung des Gleichnisses.<o:p></o:p></span></div>
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<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Es gibt aber noch einen anderen Zugang. Weg vom Öl, suchen wir nach einem alternativen Energieträger! Denn es geht vielleicht gar nicht mal um das Öl der Lampe. Der Fehler der törichten Jungfrauen besteht vielleicht gar nicht darin, dass sie nicht mit dem Verspäten des Bräutigams rechneten und kein Reserveöl dabei hatten. Töricht ist vielleicht nur die Art und Weise, wie sie darauf <i>reagieren</i>, indem sie nämlich losziehen und versuchen, noch auf die Schnelle neues Öl zu kaufen. <o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Denn in der Zwischenzeit kommt der Bräutigam und was dann passiert ist ein rauschendes Fest der Liebe: Wenn der Bräutigam kommt, dann ist keine Zeit zum Warten. Liebe drängt nach vorne. Eine Hochzeit ist ein lebendiges Fest. Der Bräutigam will mit seiner Braut feiern, er hat keinen Blick für die zehn Brautjungfrauen, er nimmt sie nur am Rande wahr. Wahrscheinlich hat er im Liebesrauch noch nicht einmal bemerkt, ob da fünf oder zehn Jungfrauen mit Öllampen standen. Denken Sie doch nur mal an Ihre eigene Hochzeit: Letztlich hat man nur einen Blick für die geliebte Braut bzw. den geliebten Bräutigam. Sicher: Der Blumenschmuck, die Dekoration und die Auswahl der Lieder, all das ist auch wichtig, aber es steht nicht im Vordergrund.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Im Vordergrund geht es bei einer Hochzeitsfeier nicht um <i>Dinge</i>, sondern um <i>Beziehung</i>. Es geht nicht um Öl, es geht um Liebe, um Freude, Freundschaft und Vertrauen. <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Das ist der <i>eigentliche</i> Fehler, den somit die klugen wie die törichten Jungfrauen begehen: Der Entschluss, sich diesem Rausch der Liebe, diesem freudigen Festzug zu entziehen, anstatt mit leeren Lampen mitzugehen.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Liebe Gemeinde, Christus ist der Bräutigam, die Kirche ist die Braut. Und wenn der Bräutigam einmal wieder kommt, dann wird er in seiner Kirche nicht nur helle Lampen und leuchtende Vorbilder vorfinden, sondern so manches schwache Licht, vielleicht auch so manche Tranfunsel, die wahrlich keine große Leuchte ist. Aber darauf kommt es letztlich nicht an: In der Taufe wurde unsere Taufkerze am Osterlicht entzündet: <i>Christus hat Ihr Kind erleuchtet, es soll dem Herrn entgegengehen wenn er kommt in Herrlichkeit</i>, heißt es im Ritus.<i> </i>Das wahre Licht, mit dem die Kirche und jeder von uns dem Herrn entgegengehen, ist nicht das Öl in unseren irdischen Lämpchen. Das wahre Licht ist Christus selber. Er will jeden von uns beim himmlischen Hochzeitsmahl dabei haben. Natürlich sollen wir uns darauf vorbereiten, soll unser Glaube brennen, sollen wir ein Licht sein in der Welt. <o:p></o:p></span></div>
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<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Aber wenn es trotz aller Bemühungen am Ende knapp wird, dann sollen wir nicht töricht sein und in kopflose Panik verfallen, sondern Christus vertrauen: Er ist das Licht der Welt, er hat sogar das Dunkel des Todes erhellt. Da wird er unser Lämpchen auch noch zum Leuchten bringen. Christus ist gewissermaßen unser alternativer Energieträger. In diesem Sinne: Lassen Sie sich von spirituellen Ölkrisen nicht beeindrucken. <o:p></o:p></span></div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com8tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-24379430683665069962011-11-06T17:25:00.002+01:002015-03-12T22:54:41.494+01:00In Memoria IIGräbersegnung: Meine Töchter begleiten mich als Ministranten auf dem Friedhof. Wir gehen von Grab zu Grab. Für meine Kinder ist der Gang über den Friedhof Religionsunterricht mit den Füßen: Sie sehen und entdecken die Vielfalt der Gräber, die unterschiedlichen Gestaltungen und bewundern die vielen Wege, den Verstorbenen Gesicht und Namen zu geben.Ich war früher selber Ministrant und lernte auf diese Weise einen sehr kindlichen und zugleich natürlichen Umgang mit Friedhof, Sterben und Tod. Damals habe ich viele Fragen gestellt, heute stellen meine Kinder mir diese Fragen: Sie wollen wissen, wer da begraben ist, wer das war und woran er gestorben ist. Vor allem, wenn es sich um sehr junge Menschen handelt. Besonders betroffen sind sie von Kindergräbern. Sie wollen wissen, warum sich manche Menschen verbrennen lassen, warum andere anonym bestattet werden und was die vielen Symbole bedeuten.<br />
<br />
Meine Kinder lernen, die Menschen unserer Gemeinde mit ganz anderen Augen zu sehen: Zu vielen gehören Verstorbene. Hinter jedem Namen verbirgt sich ein Gesicht und eine ganz persönliche Lebensgeschichte: Der Gang über den Friedhof ist ein Gang durch die Geschichte unserer Gemeinde. Inzwischen sind auch mir viele dieser Namen vertraut: Viele habe ich selber gekannt, manchen sogar selber beerdigt. So manchen sehe ich noch vor mir, an viele habe ich noch lebendige Erinnerungen: Die Küsterin, die auf ihre stille Weise in der Sakristei wirkte. Der betagte Arzt, der für jeden ein offenes, freundliches Wort hatte. Der Mann im Rollstuhl, der immer an der gleichen Stelle saß und dessen Platz bis heute leer geblieben ist. Der alte Mann, der seiner Frau so schnell in Grab gefolgt ist. Beide waren zu Lebzeiten ein faszinierendes altes Ehepaar, haben das ganze Leben mit seinen Höhen und Tiefen miteinander geteilt. Jetzt sind sie bei Gott vereint.<br />
<br />
Und dann die vielen Hinterbliebenen: Auf dem Friedhof erfährt man im Angesicht der Gräber so manches, was im Alltag verborgen bleibt. Die ansonsten so unscheinbare Frau in der Kirchenbank ist auf dem Friedhof die Mutter, die auch nach über dreißig Jahren noch über den Tod ihres Sohnes trauert. Viele trauernde Mütter und Väter trifft man hier. Aber auch viele längst erwachsene Kinder, die dankbar an den Gräbern ihrer Eltern und Großeltern stehen.<br />
Und auch Leute, die mit Kirche erst einmal gar nichts zu tun haben, sich aber freuen, wenn man sie einfach mal anspricht. "Soll ich ihr Grab auch segnen?" Keiner lehnt ab, im Gegenteil: Manchen trifft man dann noch an einem zweiten, dritten Grab wieder, wo er schon wartet.<br />
<br />
Es ist gut zu wissen, dass wir an Tagen wie heute über den Friedhof gehen und all diesen Menschen noch einmal im Gebet für ihren oft so unscheinbaren, stillen, einfachen und doch so lebenswichtigen Dienst danken. Und es ist gut, wenn unsere Ministranten und Kinder Tage wie diese erleben, denn so wachsen sie in die Trauerkultur unserer Gemeinde hinein: Der Tod gehört zum Leben.<br />
<br />
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-6992781182877849322011-11-05T21:04:00.000+01:002015-03-12T22:55:06.733+01:00In Memoria<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Ich musste zweimal hinschauen bis ich erkannte, was das ist: ausgemusterte Grabsteine. Irgendwann im Sommer bei einer Tour unterwegs entdeckt. Nichts bleibt ewig bestehen. Auch Gräber nicht. Die Steine kommen zurück zum Steinmetz, der die Inschriften entfernt und dann den Stein wieder neu verwendet.</div>
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<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
In vielen Totenanzeigen liest man Sätze wie: "In unseren Herzen wirst du ewig leben!" oder "Solange noch jemand an dich denkt, bis du nicht tot!". Der Tod hinterlässt eine schmerzhafte Lücke. An vielen Stellen gedenken wir unserer Toten und noch mehr denken wir in unserem Herzen an diejenigen, die wir ganz persönlich verloren haben. </div>
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
Und dennoch: Es wäre traurig, wenn das Überleben des Todes vom Gedenken der Hinterbliebenen abhängen würde. Denn irgendwann gibt es niemanden, der sich noch in Liebe an mich erinnert. Unsere Namen verblassen und selbst in Stein gemeißelt überlebt mein Name meinen Tod nicht auf ewig. Wer davon sein Heil abhängig macht, der wird spätestens dann in tödliche Vergessenheit geraten, wenn der Friedhofsgärtner den Grabstein abtransportiert.</div>
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Man kann nicht allein in der Erinnerung weiterleben. Nach dieser Lesart von Auferstehung wären all die Personen, die es aus welchen Gründen auch immer in unsere Geschichtsbücher geschafft haben, noch "lebendig", mein Urgroßvater aber eben tot. Und es sind nicht unbedingt die Guten und die Besten, die es in die Geschichtsbücher geschafft haben.</div>
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Nichts bleibt ewig. Auch nicht der Grabstein mit meinem Namen. Gut zu wissen, dass Gott mir versprochen hat: Ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir! (Jes 43,1) </div>
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Wenn wir morgen mit Weihwasser unsere Gräber segnen, dann erinnern wir uns an die Taufe, wo Gott uns mit unseren Namen angesprochen hat: Mein Name in Gottes Hand - Hoffnung über den Grabstein hinaus.</div>
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-91647154398696229942011-10-19T12:13:00.002+02:002015-03-12T22:55:24.252+01:00Verwundbar<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvVuooVxt2EKUfCJUVb5AmE9dJT4m1mqTNHmRo_FvZqRdmZ-PDIT5_QH3SClVJQtr3UZFisXJulI6egKfFXJ_ninafVpLdC6EZi_K7On0a4j3t8sHH8OKr10ZvpXJlOzTOvAc4emMtsGaG/s1600/schulsanitaetsdienst.gif" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><br />
</a>Der Anfang des Kurses ist chaotisch: Ein Haufen Jugendlicher, gerade mal um die vierzehn Jahre alt. Laut, unruhig, quietschlebendig, nicht gerade hochkonzentriert, eine Mischung zwischen noch müde und schon völlig aufgedreht. Es gibt da auch Freundschaften, man kennt sich über die Schule, aber ein Team sind sie noch lange nicht. Und fragt man sie, warum sie die Ausbildung mitmachen, kommen ganz unterschiedliche Antworten. Besonders erwähnenswert: "Ich wollte gar nicht in den Kurs, habe keine Ahnung, warum ich jetzt hier bin!"<br />
<br />
Sechst Tage später sieht das so aus: Fünfzehn Jugendliche präsentieren sich in der Schule als Schulsanitäter. Begleitet vom Kurs des Vorjahres (den "Erfahrenen") und den Ausbildern demonstrieren sie stolz ihre neu erlernten Kenntnisse und Fähigkeiten. Sie zeigen Verbände, leiten Klassenkameraden und Lehrer bei der Reanimation an. In ihren gelben Warnwesten mit der Aufschrift "Schulsanitätsdienst" wirken sie plötzlich so erwachsen und es scheint, als seien in den letzten Tagen alle auch ein Stück größer und selbstbewusster geworden. Nun gut, es gibt da auch Grenzen, über die man schmunzeln kann: Eine Schülerin traut sich nicht so recht, einem Lehrer den Blutdruck zu messen, aus Angst, sie könne was falsch machen und würde dann von der Schule fliegen. Und alle Kursteilnehmer sind auch schon ein gutes Stück zum Team zusammen gewachsen: Denn auch das haben sie gelernt, dass sie im Ernstfall zusammen arbeiten müssen.<br />
<br />
Zwischen diesen beiden Terminen liegt eine anstrengende Zeit. Wir haben viel von ihnen verlangt: Die normale Projektwoche erstreckte sich über vier Vormittage. Die Schulsanis fingen schon drei Tage früher an und sie hatten auch erst am späten Nachmittag Feierabend. In der Zwischenzeit haben wir sie nicht geschont: Es war lustig, es war spannend, aber es war auch ernst und anstrengend. Bei allem Spaß musste auch gelernt werden, dass es hier um mehr als nur ein einmaliges Projekt ging: Erste Hilfe ist im Ernstfall lebensrettend. Und daher muss das Wissen sitzen, müssen Handgriffe routiniert ablaufen. Da dürfen die Ausbilder keine Kompromisse eingehen.<br />
<br />
Im Laufe der Woche konnte man sehen, dass sich das was bei den Jugendlichen verändert: Sie wurden ernster (trotzdem hatten wir noch sehr viel Spaß) und so manchem wurde klar, dass ihm hier eine große Verantwortung zugetraut wurde. Das ist vielleicht der wichtigste innere Fortschritt: Die Erkenntnis, dass wir ihnen tatsächlich zutrauen, im Ernstfall das Richtige zu tun und so unter Umständen Leben zu retten. Daran kann man als junger Mensch wachsen und reifen. Die Botschaft lautet: Du bist gut, du kannst das, du schaffst das! Das hat Nachwirkungen über die Projektwoche hinaus. Für manchen Lehrer ist das gewöhnungsbedürftig: Sei immer nett zu deinem Schüler - im Ernstfall kann er dein Leben retten!<br />
<br />
Ich bin sehr dankbar, dass diese Jugendlichen sich für diese Ausbildung und dann auch den Dienst als Schulsanitäter zur Verfügung stellen: Sie haben sich in großem Maße engagiert, viel Freizeit geopfert. Am Abend des letzten Kurstages waren alle todmüde, aber glücklich. Ein wenig Kinderfreizeitfeeling stellte sich ein: Man muss Aufhören, wenn es am schönsten ist. Es ist ein Geschenk, Jugendliche auf solche Weise begleiten zu dürfen, mitzuerleben, wie sie wachsen und reifen, Verantwortung für sich und andere übernehmen.<br />
<br />
Für mich persönlich war es eine ganz besondere Zeit: Viele dieser Schüler kenne ich nun schon seit der fünften Klasse oder sogar noch von der Grundschule oder durch die Pfarrgemeinde. Ich darf sie schon seit langem im Unterricht begleiten, manche kenne ich über meine Tochter auch persönlich sehr gut. Sie sind mir über die Jahre hinweg ans Herz gewachsen, sind immer auch "meine" Kinder. Jetzt sind sie wieder ein Stückchen erwachsener geworden - das geht ans Herz.<br />
<br />
Und gleichzeitig sind sie noch so verletzlich, in vielem noch Kind. Auch das dürfen wir nicht vergessen und es ist unsere Verantwortung, sie zu begleiten und und auch weiterhin zu unterstützen. Tatkräftig durch Aus- und Weiterbildung. Ganz gleich, wann und wo man Erste Hilfe leisten muss: Man exponiert sich, denn man übernimmt Verantwortung. Helfer sind auch verwundbar: Viele helfen nicht aus Angst, Fehler zu machen. Wer hilft, besiegt die Angst, aber Fehler kann (und darf) er trotzdem machen.<br />
<br />
Daher benötigen sie auch die Unterstützung im Gebet: Und so zünde ich für jeden eine Kerze an und bete zum Himmel: St. Gellert hilf!vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-16653212465252619442011-10-16T22:36:00.002+02:002015-03-12T22:55:54.797+01:00Panem et Circenses<div style="text-align: justify;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Ein Anruf am Abend. Die Frau am Telefon schießt gleich los: Auf einer Reise nach Israel hat man in ihrer Gruppe ausführlich über den Besuch des Papstes diskutiert. Kurz gesagt: Alle waren dagegen. Nicht gegen den Papst, wohl aber gegen das, was er gesagt hat. Aber noch viel mehr hat man sich über das aufgeregt, was er nicht gesagt hat.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Und dann kommen alle diese Themen wie aus der Pistole geschossen. Was denkst du über...(Luft holen): Wiederverheiratung, Frauenweihe, Gemeinsames Abendmahl, Demokratie in der Kirche und schließlich immer und immer wieder das Thema der angeblich so verklemmten Sexualmoral der katholischen Kirche. Ich kann kaum zuhören: In schneller Folge kommen die Fragen und im Grunde genommen habe ich kaum Zeit zum Antworten. Alsbald erschleicht mich das bittere Gefühl: Es geht auch gar nicht um meine Antworten. Die will man überhaupt nicht hören, geschweige denn sich ernsthaft mit den einzelnen Themen auseinandersetzen. Es geht nicht um einen aufrichtigen Dialog, sondern nur darum, dass ich mir diesen Monolog aus Frust und Forderungen anhöre. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
So ergeht es mir oft in letzter Zeit. Dabei bin ich in puncto Forderungen mit Sicherheit die falsche Adresse. Das wissen meine Monologpartner, aber sie wollen wenigstens meine uneingeschränkte Solidarität (mit wem auch immer) und meine grenzenlose Zustimmung, dass sich in der Kirche gefälligst was zu ändern habe. Jetzt und gleich.</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Panem et circenses, Brot und Spiele war das Motto im alten Rom. Die Gesellschaft macht Druck: Wer den Massen gefallen will, der muss mit der Zeit gehen. Zugeständnisse machen und dabei auch mal fünfe gerade sein lassen. Und immer wieder geht es um Brot im gemeinsamen Abendmahl und um vermeintliche Sexspiele. Daher hat man dem Papst bei seinem Besuch eine Liste aller möglichen Forderungen vorgelegt. Matthias Matusek sprach vom Papst als "Oberkellner aus Rom", dem man einfach seine "Bestellungen diktiert" habe: Nun, lieber Kellner der Taverna Romana, bringen Sie bitte mal ein paar nette Geschenke herbei. Der vermeintliche Kellner hat die Erwartungen nicht erfüllt: Ohne Gastgeschenke und ohne Zugeständnisse ist er abgereist. Immerhin: Selbst dem Philosophen David Precht, der sich als Atheist bezeichnet, erschien die Begrüßungsrede des Bundespräsidenten als "unhöflich", habe er doch "seine eigene Biografie" in einen Forderungskatalog an die Kirche umgewandelt. </div>
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Und so wirkt der Besuch des Papstes noch nach: Panem et circenses, Brot und Spiele wurden nicht gewährt, also war der Besuch zwar nett, aber letztlich für die (deutsche) Kirche fruchtlos.</div>
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Nun sehe ich das erwartungsgemäß anders: Mich stimmt hoffnungsvoll, dass der Papst den Blick über den Tellerrand geweitet hat. Denn wir Deutschen sind tatsächlich nicht der Nabel der Welt. Wir sind Teil einer Weltkirche. Auf meinem Haus weht eine Vatikanfahne: Was anfangs vielleicht noch ein Gag war (als Gegenpool zur WM-Flaggen-Hysterie), ist inzwischen Überzeugung: Ich gehöre einer Gemeinschaft an, die sich in ihren Werten und Normen weltweit orientiert. Das sollten wir nie vergessen. Denn damit sind wir Katholiken immun gegen nationalistische Tendenzen. Unser Glaube ist nicht deutsch, unser Glaube ist katholisch, weltumspannend. Die deutschen Katholiken machen gerade mal zwei Prozent der Weltkirche aus - und ihre Zahl sinkt beständig. Gemessen an dieser Zahl wirkt es zuweilen paradox und arrogant, mit welcher Selbstsicherheit viele glauben, unsere deutschen Fragen und Vorstellungen müssten den Takt der Kirche vorgeben. </div>
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Der im Juli 2011 in Mannheim eröffnete Dialogprozess lässt daher viele Fragen offen: Ist das überhaupt ein Dialog? Oder geht es nur um Forderungen? Die diskutierten Themen (sofern sie diskutiert werden) kursieren seit Jahrzehnten in der Kirche - jeder Theologiestudent wird regelmäßig damit konfrontiert, wenn nicht sogar belästigt. Aber wo waren die kritischen Stimmen, die während bzw. nach dem Papstbesuch sich gegen diese Forderungsmentalität deutscher Politiker und Parteien wehrten? Warum hat niemand den Mut gehabt, den Forderungen nach Veränderungen zunächst einmal die Forderung nach Dialog, nach Forschung, Studium, Erfahrungsaustausch, Erkenntnisgewinn und Meinungsbildung entgegenzusetzen? Kurzum: Wer wagte es, den vermeintlichen Reformthesen wohlbegründete Antithesen entgegenzusetzen, damit dann in einem dialogischen Prozess eine Synthese gefunden werden kann? Und wer hatte den Mut, die Grenzen des Dialoges aufzuweisen? </div>
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Letztlich war es der Papst selber, der in erstaunlichem Maße die Ruhe bewahrte. Benedikt ließ sich nicht provozieren. Der deutsche Papst ist längst in Rom angekommen und er ist sich bewusst, dass er nicht der Papst der Deutschen, sonder der Papst der weltweiten katholischen Kirche ist. Daher fand er wohlüberlegte und klare Worte und machte bei seinem Besuch zwei Dinge klar: Über Dogmen lässt sich nicht verhandeln. Es gibt im Glauben feste Wahrheiten, die man nicht nach Belieben abändern kann. Was gestern wahr ist, ist auch heute wahr und muss auch morgen noch wahr sein. Damit widersprach er der in unserer Zeit so beliebten Relativierung der Wahrheiten. Kirchliche Fragen lassen sich nicht mit einem Federstrich klären, sie bedürfen der theologischen Diskussion und sorgsamer Abwägung. Und zweitens: Alle Reformen und Prozesse innerhalb der Kirche bedürfen der Verankerung in der Tradition und der weltweiten Gemeinschaft. </div>
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Wenn das im Dialogprozess seinen gesunden Niederschlag findet, dann hat er in meinen Augen eine Chance. Anders wird er lediglich viele Bäume das Leben kosten, weil er tonnenweise Abschluss-, Zwischen- und Ergebnisprotokolle hervorbringen wird, die sich im Bücherregal nett ausmachen, aber letztlich nur Studenten lesen - und auch nur weil sie es müssen. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung: Zahllose Dokumente der Deutschen Bischofskonferenz musste ich mir einverleiben, Texte der Gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer und - schmerzlicher Höhepunkt - die ebenso zahlreiche wie trockene Dokumente über den Konziliaren Prozess über Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Allein der Titel lies mich schon erschaudern.<br />
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Der Dialogprozess ist auf fünf Jahre angelegt, die Themen sind sehr weit gewählt und dementsprechend wird auch die Fülle der Dokumente sein. Man fragt sich, was da am Ende herauskommen soll, außer viel Papier? Was wird man mit dem Ergebnis machen? Man wird es nach Rom schicken, denn da gehört es hin. Und dort wird man sich die notwendige Zeit nehmen, die Thesen aus Deutschland in den weltweiten Kontext der Kirche zu setzen. Und wem dieses Schema bekannt vorkommt, der liegt völlig richtig: Es gibt nichts Neues unter der Sonne (Koh 1,9). So erging es nämlich schon sehr vielen Papieren aus Deutschland: Vor dem Hintergrund der lebendigen afrikanischen und asiatischen Kirche relativiert sich unser deutscher Thesenkatholiziusmus sehr schnell.<br />
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Aber: Ist das wirklich das, was die (deutsche) Kirche braucht? Braucht sie nicht vielmehr einen Prozess über den Dialog als einen Dialogprozess? Und zwar darüber, wie man die Grundwahrheiten unseres Glaubens wieder in die Gesellschaft transportiert ohne sich ständig selber im Weg zu stehen? Wie kann es z.B. sein, dass wir Religionslehrer an Schulen haben, die ihre eigene Kirchenkritik an den Schülern abarbeiten (was die meisten Schüler gewaltig nervt)? Wie kann es sein, dass in unseren eigenen Reihen Hauptamtliche jeglicher Couleur lieber in der Kirche politisieren als in der Gesellschaft missionieren? Und wie kann es sein, dass wir in weiten Kreisen der Kirche fast nur noch über die Reform als über den Glauben der Kirche sprechen?</div>
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Mich stimmen die vielen Jugendlichen hoffnungsvoll, die mit dem Papst die Hl. Messe in Berlin und die Vesper in Freiburg gefeiert haben. Denn das Verrückte an der Sache ist: Gerade bei Jugendlichen mache ich die Erfahrung, dass eben dieses katholische Festhalten an Werten und Wahrheiten eine gewisse Faszination ausmacht. Wir sind der letzte Fels in der Brandung, die letzte Reibungsfläche, die herausfordert: das ist störend, das ist nervend, das ist Salz in den Wunden unserer Gesellschaft. Aber es ist gerade für Suchende und Heranwachsende auch heilend, bildend und richtungsweisend.<br />
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Nach der Wahl Josef Ratzingers zum Papst wurde in Deutschland gejubelt: Wir sind Papst! Jetzt haben viele Zeitungen geschrieben, dass dieser Ruf inzwischen verklungen sei. Ich kann dazu nur sagen: Gott sei Dank!<br />
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Im Hinblick auf die deutsche Kirche bleibt mir daher nur ein: St. Gellert hilf!</div>
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-57418016598464412732011-10-14T16:28:00.001+02:002015-03-12T22:56:15.847+01:00Weh getan<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Über Jahre hinweg sammelt man so seine Erfahrungen in der Notfallseelsorge und auch wenn es erschreckend klingt: Obwohl jeder Einsatz einzigartig ist, jeder Mensch in Not ein Höchstmaß an individueller Zuwendung und Betreuung verdient, so gibt es doch auch gewisse Routinen. Wenn die Einsatzmeldung kommt, hat man aufgrund seiner Erfahrung eine gewisse Vorstellung, welche Bilder, welche Abläufe einen erwarten. Man kann auch einigermaßen abschätzen, wie lange ein Einsatz dauern wird. Und doch kann man damit völlig daneben liegen. Es gibt auch für erfahrene Notfallseelsorger noch Neues, noch Einsätze, die unter die Haut gehen und lange nachwirken. </div>
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Vor kurzem musste ich das auf drastische Weise erleben. Zunächst klang es nach einer Routinemeldung: Reanimation, wahrscheinlich mit negativem Ausgang, also häuslicher Todesfall. Doch vor Ort sah das dann so aus: Mutter mit zwei Kindern. Die beiden Kinder haben gefrühstückt, nun wird es Zeit, sich für den Kindergarten fertig zu machen. Beim Haarekämmen sackt die Mutter ganz plötzlich in sich zusammen und bewegt sich nicht mehr. Es wird eine Weile gedauert haben, bis die Kinder realisierten, dass es sich hier nicht um einen Spaß, ein Spiel, auch nicht um einen plötzlichen Anfall von Müdigkeit handelt: Mama wacht einfach nicht auf, Mama braucht Hilfe - wir brauchen Hilfe. Die ältere der beiden Schwestern vollbringt mit ihren knapp fünf Jahren eine außergewöhnliche Leistung: Sie sucht das Telefon und findet aus einen Berg von Zetteln auf dem Tisch genau den mit der Telefonnummer der Großeltern. Mein Sohn ist im gleichen Alter und ich bin sicher, dass er das nicht könnte.</div>
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Wie viel Zeit ist bis zu diesem Anruf bereits vergangen? Die Großeltern kommen in die Wohnung und alarmieren den Notarzt. Doch am Ende ist jeder Einsatz vergeblich.</div>
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Als ich an den Einsatzort komme, sind die Kinder bei Nachbarn. Diese haben eine kleine Boutique und werden an diesem Vormittag zu Helden: Sie lassen die Kinder mit den Schuhen und Kleidern, die eigentlich zum Verkauf gedacht sind, Modeschau spielen. Sie gehen mit ihnen auf den Spielplatz, kochen für sie, sind einfach für sie da. Und ihr Hund auch.</div>
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Die Mutter war jung, sie war sportlich, dynamisch, alles, was uns die gängige Werbung als gesund und vital suggeriert. Ihr Tod kam völlig unerwartet. Die Großmutter kann den Tod überhaupt nicht fassen, erst als die Einsatzkräfte das Haus verlassen, findet sie langsam wieder Ruhe. Sie setzt sich neben ihre Tochter und hält ihre Hand. So hat sie das früher auch gemacht, als die Tochter noch klein war, als sie krank war, Angst hatte oder sich einsam fühlte. Es ist ihr letzter Dienst als Mutter an ihrer Tochter, ein stiller, zärtlicher Dienst mit der Botschaft, dass sie ihr Kind auch im Tod nicht allein lassen wird.</div>
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Wir warten auf den Vater. Er braucht zwei bis drei Stunden und diese Stunden sind voller Gespräche. Die verstorbene Mutter wird in den Worten noch einmal lebendig: Sie erhält einen Namen, ihr Leben wird noch einmal greifbar. Und immer wieder pendele ich zwischen diesen beiden Welten: Hier das Haus der Trauer, dort das Haus kindlicher Freude. Die Kleinen stellen den Laden auf den Kopf, sie fühlen sich dort wohl, auch wenn zumindest die größere der beiden eine leise Ahnung hat, dass irgendwas nicht stimmt: "Mama ist entweder im Krankenhaus oder tot", sagt sie irgendwann ganz sachlich zu uns. </div>
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Als der Vater endlich kommt, braucht auch er seine Zeit, den Tod seiner Frau im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Wir nehmen uns diese Zeit, es gibt keinen Grund zur Eile. Schließlich kommt der Moment des Abschieds, als die Mutter von Bestatter abgeholt wird. Stunden sind inzwischen vergangen und für den Notfallseelsorger kommt nun was ganz Neues: Die Kinder müssen zurück ins Elternhaus. Ich bereite den Vater vor, suche mit ihm einen Weg, wie er in dieser Situation seinen Kindern begegnen kann. Wir suchen die Trittsteine, die Halt geben, den Pfad im Dunkeln.</div>
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Also gehe ich zu den Kleinen und breche das fröhliche Spielen ab. Ich mache mich klein vor ihnen und sage ihnen, dass wir nun nachhause gehen. Ich versuche, das Geschehene zu erklären, aber mit welchen Worten sagt man zwei Kindergartenkinder, dass ihre Mutter tot ist? Das allerwichtigste sage ich zuerst und immer wieder: Der Großen, dass sie alles richtig gemacht hat, dass sie prima reagiert hat. Und dann: Euer Papa ist da, eure Großeltern, die Mama nicht.</div>
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Die Nachbarin begleitet mich. Sie nimmt die Große, ich die Kleine an der Hand und so gehen wir über die Straße. Jeder, der uns sieht, weiß, dass das kein leichter Gang. Auch wenn die Kinder fröhlich hüpfen und lachen. Doch ich weiß: Auf der anderen Seite wartet ein Zuhause, dass nicht mehr so ist, wie es war. Es ist keine Rückkehr in die heile kindliche Welt, denn es fehlt die entscheidende Person. Eine Mutter ist unersetzlich. </div>
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Normalerweise spenden Notfallseelsorger Trost und versuchen sie, eine gute Struktur zu finden, die die Betroffenen möglichst schnell und umfassend in ihr soziales Netzt einbindet. Aber bei diesem Einsatz war das zumindest für die Kinder vordergründig anders: Der Notfallseelsorger führt die Kinder in die unheilvolle Situation hinein. Natürlich: Die Situation war vorbereitet, so gut es ging. Und der Weg war der richtige. Dennoch bleibt das Erlebte hängen. Kindlich gesprochen: Manchmal tut Notfallseelsorge auch weh. </div>
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Ungefähr zwei Wochen später komme ich nachhause und finde einen Zettel auf meinem Tisch. Irgendwie hat die Großmutter über die ortsansässige Kirchengemeinde meine Telefonnummer erhalten und sich bei meiner Frau herzlich für meinen Einsatz bedankt. Das kommt selten vor, ist aber eine schöne und sicherlich wohltuende Rückmeldung.</div>
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Kinder haben ihre ganz eigene Weise, mit dem Tod umzugehen. Auf uns Erwachsene wirkt das manchmal unbedarft. Und dennoch: Die Schlag geht tief und gräbt sich wie bei einem Baum tief in den Stamm. Die Jahresringe werden für immer von dieser Katastrophe erzählen. Dem Glaubenden verheißt der Baum des Kreuzes Hoffnung und Auferstehung, trotz aller Wunden im Inneren. </div>
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Am Ende kann man daher die Familie, insbesondere die Kinder nur noch nach oben in Richtung Himmel abgeben. Und eindringlich beten: St. Gellert hilf!</div>
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-47317144800276191972011-09-27T21:28:00.000+02:002015-03-12T22:56:31.979+01:00Strafbank<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Lassen wir das Ganze im Allgemeinen, damit sich niemand auf den virtuellen Schlips getreten fühlt, dann hört sich das so an: An einem beschaulichen Spätsommertag treffen sich an einem malerischen Ort an der Bergstraße geweihte Herren, um sich auszutauschen. Das machen sie regelmäßig, weil irgendjemand mal festgelegt hat, dass in der Kirche jeder mit jedem im Dialog bleiben muss. Manchmal ist das ja auch ganz sinnvoll, oftmals fragt man sich aber, ob man seine Zeit nicht anders verbringen sollte.</div>
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Ein Diakon fiel schon allein dadurch auf, dass er (mal wieder) der einzige mit Collarhemd war. Dass die Runde nicht nur im Hinblick auf modische Vorlieben äußerst heterogen war, zeigte sich dann auch in den folgenden Gesprächen. Am Anfang stand die Frage, ob denn ein Diakon JEDEN Sonntag am Altar stehen muss (!). Es soll ja Pfarrer geben, die das nicht mögen. Und Diakone, die sonntags mal lieber in der Bank sitzen und mit ihrer Familie Gottesdienst feiern wollen.</div>
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Nun sind diese Fragen ja schon längst geklärt: Dass Geistliche nicht in der Bank sitzen sollen, hat Rom schon 2004 in seiner Instruktion Redemptionis Sacramentum (Art. 128) angemahnt. Der Geweihte gehört an den Altar. Denn die Weihe ist kein Job, sondern eine Berufung zu einer Lebensform. Der Diakon steht da auch nicht aus Spaß an der Freude, sondern in erster Linie gibt er denen ein Gesicht, für die er diakonisch tätig ist: die Trauernden, die Verzweifelten, die Mutlosen und von Sorgen geplagten, all die nimmt er mit an den Altar ganz nah an das Geheimnis von Eucharistie und Wandlung. Das ist die Aufgabe des Diakons und diese Aufgabe ist nicht nur diakonisch für die Betroffenen, sondern auch missionarisch notwendig für die Gemeinde: Der Diakon ist das Störbild im Altarraum, die optische Verzerrung, mit der die Gemeinde immer wieder auch darauf hingewiesen wird, dass Nachfolge stets auch dienende Nächstenliebe bedeutet.</div>
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Dass ein Pfarrer den Diakon einfach mal in die Bank verweist, weil er ihn aus irgendwelchen Gründen nicht am Altar haben möchte, ist kirchenrechtlich fragwürdig und theologisch höchst bedenklich. Wie kann man gemeinsam Gottesdienst feiern und zur Kommunion gehen, wenn man nicht nebeneinander am Altar stehen will?</div>
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Es ist auch menschenunwürdig, denn geht man davon aus, dass der Diakon seine Berufung auch wirklich im 7x24Stunden-Modus lebt, dann nimmt man ihn mit seiner Berufung nicht ernst. Und auch den Bischof nicht, der den Mann nach gründlicher Überprüfung seiner Berufung geweiht hat. Letztlich nimmt man damit auch Christus nicht ernst, von dem die Berufung ja ausging.</div>
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Noch seltsamer ist das Argument, der Diakon wolle doch sicher mal mit seiner Familie gemeinsam feiern. Gibt es zwischen Altarraum und Kirchenbank einen kilometerweiten Graben? Sind Kirchenbank und Altarraum zwei getrennte Welten ohne jegliche Verbindung? Wohl kaum: Meine Familie und ich feiern doch gemeinsam dieselbe Hl. Messe in derselben Kirche, hören dasselbe Evangelium und empfangen denselben Leib des Herrn. Wer immer auch den Diakon freundlicherweise mit seiner Familie in der Bank vereinen möchte, dem sei gesagt, dass sich der Diakon mit seiner Familie schon so seine eigenen Gedanken gemacht hat, wer wo während der Hl. Messe sitzen soll -sowas klärt man üblicherweise schon lange vor der Weihe. Mal ganz davon abgesehen, dass inzwischen die Mehrheit meiner Familie im Altarraum sitzt, da meine Kinder ministrieren. Konsequenterweise müsste also meine Frau mit unserem Jüngsten in den Altarraum kommen.</div>
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Hinter all dem steckt oftmals eine ganz andere Absicht: Es geht gar nicht um die diakonische Familienzusammenführung in der Kirchenbank, es geht vielmehr um den Dienst des Kommunionhelfers. Da gibt es nämlich regelmäßig Probleme. Rein rechtlich ist das natürlich schon geklärt: Auch das steht in Redemptionis Sacramentum (Art. 88, 154): Der Geweihte ist ordentlicher, der Kommunionhelfer hingegen außerordentlicher Kommunionspender, dessen Einsatz auf Notfälle beschränkt ist. In Deutschland hat man jedoch vielerorts die Not zum Normalfall erklärt. </div>
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Das Verrückte ist die völlig verquerte Argumentation: Man macht sich meistens noch nicht einmal Gedanken darüber, warum man an dieser Unterscheidung zwischen ordentlichem und außerordentlichen Spender festhält. Man redet nicht über Theologie und ihre normative Umsetzung im Kirchenrecht. Man setzt dem Recht die Barmherzigkeit und dem Amt die Würde des Kommunionhelfers entgegen (von der Würde des Diakons redet keiner): Der getaufte Laie hätte doch einen wichtigen Dienst auszuüben und es sei doch unmenschlich, ihm diesen Dienst zu verweigern. So etwas hört man auch aus dem Mund geweihter Männer. Es geht nicht um Theologie, sondern um pastorale Zweckmäßigkeit, vielleicht auch nur darum, sich keine Konflikte mit den Laien aufzuhalsen und am Ende als Konservativer dazustehen. Also muss man im Konfliktfall (falls der Diakon halsstarrig ist und auf seinen Dienst besteht) zumindest im Dialog bleiben und einen Kompromiss suchen.</div>
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Der ist in der Theologie und schon gar nicht im Kirchenrecht nicht vorgesehen. Das Thema steht nicht auf der Agenda eines innerpfarrlichen Dialogprozesses, gehört nicht zur pastoralen Verhandlungsmasse. Denn - man staune - das Gegenteil von Recht ist nicht Barmherzigkeit, das Gegenteil von Recht ist Unrecht. Und Unrecht tut man dem Diakon, von dem man erwartet, dass er seine Weihe mal kurzerhand negiert und sich gefälligst in die Bank setzt und keinen Ärger macht. </div>
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Aber die Theologie sagt was anderes: Wenn der Diakon die Ikone des dienenden Christus sein soll, dann ist doch gerade die Ganzhingabe Christi im Sakrament des Altares der diakonischste Moment überhaupt. Hier geschieht doch Diakonie in Hochform: Der Diakon lebt aus der Eucharistie und indem er die Kommunion spendet, vollzieht er in der Hl. Messe das, was er im Alltag auch leben soll: Den Armen, den Gebeugten, den Trauernden und Verzweifelten Christus bringen. Gottesdienst und Weltdienst fallen hier zusammen. In diesem Dienst kommt das Dienstamt der Kirche voll zum Ausdruck und findet das Sakrament der Weihe seine volle Entfaltung (vgl. Redemtionis Sacramentum, Art. 154)</div>
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Wir haben in der Kirche - völlig zu Recht - eine große Hochachtung vor der Würde der Laien und ihres Dienstes. Wer aber das Sakrament der Weihe gegen die (Tauf)würde der Laien ausspielt, der wertet das Weihesakrament zum reinen Formalakt ab. Gemäß dem Motto: Der Kommunionhelfer ist schließlich getauft, der kann das auch. Die Frage ist aber nicht, ob er es kann, sondern ob er dazu beauftragt ist. Man stelle sich eine analoge Situation beim Ehesakrament vor: Abends im Schlafzimmer....der freundliche nette Nachbar: Können kann er schon, aber soll er auch??? Da käme keiner auf die Idee, den Ehemann mal auf die Bank zu verweisen, gemäß dem Motto: Die Eheschließung ist doch nur ein formaler Akt. Und den lieben Nachbarn darf man ja auch nicht in seiner Würde als Mann verletzen.</div>
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Wir haben in der Kirche zuweilen einen seltsamen Umgang mit unseren Sakramenten, in dem wir sie verbiegen und zurechtlegen, wie wir es gerade brauchen. Jedes Sakrament ist mit einer ganz konkreten Lebenssituation und einer daraus resultierenden Lebensform verbunden. Man ist nicht teilzeitgetauft, teilzeitgeweiht, teilzeitgefirmt oder teilzeitgetraut. Das Sakrament der Weihe ist mit Rechten und Pflichten verbunden, die sich zunächst aus der Theologie ergeben. Aus unterschiedlichen Rechten und Pflichten eine unterschiedliche Würde abzuleiten, ist mehr als unredlich. In vielen Fällen ist es populistische Kirchenpolitik. Bis in höchste Kreise hinein werden diese theologischen Wahrheiten einfach ignoriert.</div>
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Die Eucharistie und die Weihe sind die beiden Sakramente, denen wir in der Kirche derzeit am meisten zusetzen: An der Eucharistie wird gebastelt, sie wird umgeformt, nach Gutdünken und spontaner Laune verändert wie man will. Und die Weihe wird ebenfalls ganz nach Bedarf für wichtig oder nebensächlich erklärt. Interessanterweise am allermeisten von den Geweihten selber oder denen, die für sie Verantwortung tragen. Man freut sich über jeden, der sich weihen lässt, aber ist verstimmt, wenn er tatsächlich auch in aller Konsequenz als Geweihter leben will.<br />
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Da bleibt mir nur noch ein Stoßgebet: St. Gellert, hilf!</div>
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-87854687712733536992011-09-07T19:39:00.000+02:002015-03-12T22:56:44.975+01:00Weihrauch & Kuhstall<div style="text-align: justify;">
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Das fiel mir auf: Im Darmstädter Echo wurde am 30.08. über einen evangelischen Gottesdienst im Landkreis Dieburg (Hippelsbach) berichtet. Das Besondere: Der Gottesdienst fand im Kuhstall statt. Und er hatte auch ein eigenes Thema: "Tierschutz". Sogar ein Junge wurde getauft. Des weiteren wurde berichtet, dass die Kühe sich von dem Gottesdienst nicht stören ließen.</div>
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Ungefähr zur selben Zeit hatte ich mit meinem Referendar ein Gespräch über Liturgie und Mystagogie: Wie kann man Menschen zur Liturgie führen, ihnen die Schönheit der Riten und Symbole nahe bringen, ihnen helfen, Liturgie mit Leib und Seele zu feiern?</div>
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Passenderweise ging es in dem Gespräch konkret um Weihrauch, seine Bedeutung in der Liturgie, die Symbolik und deren Hintergrund. Für uns Katholiken ist Weihrauch - oder sollte er es zumindest sein - ein Zeichen unserer besonderen Würde. Früher wurde er nur in Tempeln und im Palast des Herrschers eingesetzt, aus ganz profanen Gründen: In Zeiten, in denen mangels Kanalisation und Dusche der Alltag wortwörtlich zum Himmel stank, wollte man wenigstens den Göttern und dem Kaiser den Wohlgeruch des Weihrauchs gönnen. Weihrauch war ein Zeichen der Wertschätzung und auch das im wahrsten Sinne des Wortes, war er doch aufgrund einer aufwändigen Produktion und der langen Transportwege sehr teuer. Für den Normalsterblichen gab es keinen Weihrauch.</div>
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In der Bibel hat Weihrauch noch andere Bedeutungen: Zum einen ist er natürlich auch hier ein Zeichen der Göttlichkeit. Deshalb bringen die Hl. Drei Könige Weihrauch an die Krippe und erfüllen so den einfachen Stall mit göttlichem Duft. Der Weihrauch macht deutlich, dass durch die Gegenwart des Gottessohnes der einfache Stall zum wahren Tempel geworden ist.</div>
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Und dann gibt es da noch die bekannte Stelle aus Psalm 141: <i>Wie ein Rauchopfer steige mein Gebet vor dir auf.</i> Hier wird der Weihrauch zur Verbindung zwischen Himmel und Erde: Er zieht uns aus der Schwere des Alltags geradezu spielerisch in die Höhe zum Himmel hinauf. Das ist Liturgie: Der Aufstieg des Menschen aus dem Irdischen ins Himmlische.</div>
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Ein Gottesdienst im Kuhstall? Mit dem Thema "Tierschutz"? Das ist für mich befremdlich: Das Thema jedes Gottesdienstes ist immer Gott selber. Gottesdienst ist keine Infoveranstaltung oder politische Demonstration. Es geht zunächst um Gott, um seinen Dienst an uns und unsere Antwort an ihn.</div>
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Und der Kuhstall? Natürlich: Dahinter steht wahrscheinlich der gut gemeinte Gedanke, dass Gott doch überall in der Welt zugegen ist und besonders dort, wo es uns gewissermaßen stinkt. Und vielleicht wird so mancher ja gerade auf die Krippe und den Stall verweisen, wo es an Weihnachten sicherlich auch nicht nach gut bürgerlicher Festtagsküche duftete.</div>
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Aber dabei verkennt man, dass eben gerade durch die Gegenwart Christi dieser Stall aus dem Alltäglichen herausgehoben wurde, was dann ja auch - wie oben erwähnt - durch den Weihrauch deutlich wurde.</div>
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All das ist in unserer Liturgie symbolisch ausgedrückt: Wenn der Diakon die Gemeinde beweihräuchert, dann eben genau deshalb, um zum einen die hohe Würde und den unendlichen Wert jedes Getauften deutlich zu machen. Aber auch, um unser Beten nach oben zu ziehen, damit sich unsere irdisch-menschliche Liturgie mit der himmlischen Liturgie der Engel verbindet, wir geradezu in den Himmel gehoben werden.</div>
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Ein Gottesdienst im Kuhstall ist gut gemeint, aber schlecht durchdacht. Er zieht uns eben nicht aus dem Alltag empor, sondern lässt uns wortwörtlich mitten im Mist sitzen. Und ob der Junge tatsächlich glücklich ist, wenn er eines Tages erfährt, dass er im Kuhstall getauft wurde? Ist das wirklich die Umgebung, die diesem einmaligen Fest angemessen ist? Wie anders klingt das doch, wenn man mit einem gewissen Stolz und innerer Anteilnahme sagen kann: Getauft in der Kirche St. Michael.</div>
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Für Katholiken gehört die Taufe in die Kirche. Aus gutem Grund, denn der Getaufte wird in die Reihe der Gläubigen gestellt, die durch die Zeiten hindurch die Kirche lebendig hielten. Das beginnt mit den Aposteln (symbolisiert durch die Apostelleuchter), geht über den Märtyrer, dessen Reliquien in den Altar eingefügt wurden, bis über die Figuren der Heiligen hinein in die Gegenwart der konkret vor Ort versammelten Gemeinde: Man wird in die Kirche hinein getauft, nicht im Kuhstall einsortiert.</div>
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Dahinter steht auch der Glaube, dass unsere Kirche eben auch ein Sakralbau ist: In diesem Sakralbau feiert immer auch die ganze Kirche, die sich dort in jeder Hl. Messe unsichtbar um den Altar versammelt. Das kann kein Kuhstall. Oder eher gesagt: Er passt nicht zu diesem feierlichen Anlass. Kein Mensch käme auf die Idee, die UNO-Vollversammlung in einen Kuhstall zu verlegen, warum also die Vollversammlung der Getauften, der Engel, der himmlischen Scharen und aller Heiligen mit Gott? Und deshalb feiern wir auch für gewöhnlich unsere Gottesdienste dort, wo sie hingehören: in der Kirche, erfüllt vom Duft des Himmels, der uns heiligt und zum Himmel emporzieht.</div>
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Natürlich gibt es Ausnahmen und ist der Gottesdienst auf der grünen Wiese auch möglich. Aber dann im entsprechenden Rahmen, wie man es z.B. bei den Weltjugendtagen sehen kann.<br />
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Die Gefahr besteht jedoch eher darin, dass man allzu leichtfertig das Gotteshaus heute gegen den Kuhstall, morgen gegen die Bar und übermorgen gegen die Bahnhofshalle austauscht. Sakrale Handlungen brauchen einen sakralen Rahmen - und auch einen sakralen Duft.</div>
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<span class="Apple-style-span" style="color: #2f2f2f; font-family: arial, helvetica, sans-serif;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: 12px; line-height: 18px;"><br />
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-28047039946634610082011-08-20T23:21:00.003+02:002015-03-12T22:56:57.525+01:00Requiescat in pace: virtuelle ZombiesAllen Ernstes: Der Mann ist tot. Definitiv. Suizid. Genau geplant und durchorganisiert. Der Abschiedsbrief ging an einen Freund. Er enthielt keine Dankeschön, keine Erklärung, eher noch letzte Anweisungen für einen letzten Freundschaftsdienst. Doch ging es dabei nicht darum, die Hinterbliebenen zu trösten oder die Hinterlassenschaft zu verwalten. Es ging vielmehr um ein weiteres Sterben.<br />
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So makaber es klingen mag: Der moderne Mensch stirbt mehrmals. Und dann ist er noch lange nicht tot. Die Generation Facebook & Co hinterlässt virtuelle Spuren. Ein jeder frage sich selber, auf wie vielen Seiten er registriert ist, wo überall sein Name, sein Bild, seine Lebensdaten gespeichert sind. Es gibt den Herztod, den Hirntod und mittlerweile auch den Netztot. Erst wenn das letzte Passwort gelöscht, die Homepage geschlossen und das letzte Mailkonto aufgelöst ist, erst dann ist man heutzutage wirklich tot.<br />
<br />
Das genau sollte der Freund also tun: Den reellen Suizid auf der virtuellen Seite vervollständigen. Doch macht man sich hier nicht selber mitschuldig am Auslöschen einer Person? Das gilt nicht nur Suizidfälle. Auch der ganz normal Versterbende hat heutzutage eine oder mehrere virtuelle Identitäten. Wie muss sich das anfühlen, wenn man als Hinterbliebener alle elektronischen Spuren löschen muss? Wer von uns macht sich darum Gedanken? Wir hinterlassen ein Testament und wissen im Ernstfall, wo die Lebensversicherung liegt. Aber wer hinterlässt schon eine Liste all seiner Passwörter und aller Seiten, auf denen er registriert ist und Blogeinträge, Kommentare, Bilder und Filme hochgeladen hat?<br />
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Und wer macht sich Gedanken darum, wie sich das für denjenigen anfühlen muss, der sich einsam am PC stundenlang mit der virtuellen Beerdigung abmühen muss. Es ist was anderes, ob man das Grab eines geliebten Verstorbenen pflegt, oder eben seine Homepage. Oder eben gerade diese Daten löschen muss oder will - oder auf Wunsch des Verstorbenen soll. Es ist eine Beerdigung per Knopfdruck: Eine Taste und alles gelöscht. Ohne Gebet, ohne Psalm, ohne Seelsorge für den Hinterbliebenen am Bildschirm.<br />
<br />
Der Freund hat es nicht geschafft. Durch Zufall habe ich ihn wieder getroffen: Er wollte diese Seiten nicht alle löschen. Er konnte es nicht, denn es kam ihm vor, als würde er nachträglich beim Suizid des Freundes Hand anlegen. Und so begegnet er seinem toten Freund immer wieder auf irgendwelchen Seiten. Natürlich ist das schmerzhaft für ihn und für andere genau so. Für viele verwirrend und für manche sicherlich auch irreführend. Wie kann man da Ruhe finden?<br />
<br />
Das Internet wird zum Friedhof. Zugleich gaukelt es uns vor, als wäre der, den wir das sehen, gar nicht tot. Dort leben die weiter, die auf Erden schon längst gegangen sind.<br />
<br />
Man fragt sich, welche Auswirkungen das auf unsere Gesellschaft in Zukunft haben wird. Wie viele virtuelle Zombies wird es wohl schon geben? Wer wird all diese elektronischen Leichen beerdigen? Wer weiß: Vielleicht ist das eine Marktlücke, ein Dienst, den die Bestattungsfirmen noch anbieten müssen: "Virtuelle Bestattung - wir löschen sie aus!" Vielleicht sollte sich die Kirche darüber Gedanken machen: Beerdigung online.<br />
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Nachdenklich schaue ich dem Mann hinterher. Und auf die Fürsprache des Hl. Gellert vermag ich nur noch zu beten: Herr, lass ihn ruhen in Frieden!<br />
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<br />vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-65193844865440840172011-06-17T11:18:00.001+02:002015-03-12T22:57:32.958+01:00Abschied<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Das war ein Einsatz wie aus alten Tagen: Der Mann war schwer krank und hatte schon viel mitgemacht. Nun lag er im Sterben und wollte nicht mehr ins Krankenhaus. Der Notarzt hatte Verständnis für ihn und so durfte in dieser Nacht der Mann friedlich zuhause einschlafen.<br />
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Der Notfallseelsorger denkt sich: Dass es so etwas noch geben darf. Das Leben beenden im Kreise derer, die man liebt. Abschied nehmen und nach einem langen Leiden auch gehen dürfen.<br />
Dennoch: Der Abschied wird dadurch nicht leichter. Für die Ehefrau ist der Schmerz unendlich groß. Sie haben das Leben gemeinsam gelebt und zumindest dem äußeren Anschein nach erfolgreich: Haus, Hund, Garten und viele Urlaubsfotos.<br />
<br />
Aber der Notfallseelsorger spürt auch die Risse: Da ist die Verwandte, die allzu hilfreich in der Wohnung herumwirbelt und ständig von sich erzählt - so aufdringlich, dass es dem Notarzt irgendwann zuviel wird. Manche Menschen müssen sich ständig in den Mittelpunkt stellen, selbst im Angesicht des Todes. Jedes Wort, jede Situation, jede Erinnerung wird zum Anknüpfungspunkt an die eigene Biografie. Als müsse man sich selbst bestätigen, dass man noch lebt.<br />
<br />
Und Notarzt und Notfallseelsorger spüren auch: Hier fehlt das gemeinsame Fundament. Man ist Zweckgemeinschaft, zusammengeworfen ohne Zusammenhalt., verwandt aber nicht verbunden. Der Verstorbene verbindet nicht, sondern sein Tod macht die Risse erst so richtig deutlich. Man kreiste ein Leben lang um sich, hat sich mehr oder weniger gegenseitig bestätigt. Da gibt es nichts, was von außen kommt und Ziel, Hoffnung, Kraft und Verheißung schenkt.<br />
<br />
Daher überrascht der Satz mich nicht: Wir sind schon lange aus der Kirche ausgetreten, aber wir sind gläubig - irgendwie, irgendwann, mehr oder weniger. Wir sind nicht regelmäßig in die Kirche gegangen, aber im Urlaub haben wir uns immer Kirchen angeschaut. Kirche als Museum. Das höre ich so oft.<br />
<br />
Langsam und vorsichtig suche ich die Trittstufen, die den Trauerprozess heilsam und sanft anstoßen. Der Weg ist nicht gerade und er ist rutschig: So viele verborgene Konflikte, so wenig Fundament und so wenig Halt. Wir lassen uns viel Zeit und erst als die Erzählungen über den Verstorbenen so langsam von der Gegenwart in die Vergangenheit wechseln, darf der Bestatter kommen.<br />
<br />
Der Ehemann wird weggebracht: Über zwanzig Jahre gemeinsamen Lebens voller Hoch- und Tiefpunkte. Was bleibt? Liebevolle Erinnerungen - mit Sicherheit. Und auch Schmerz und Trauer, aber Hoffnung? Vielleicht auch die Ahnung, dass das Leben mehr als das Kreisen um die eigene Welt ist, dass es da einen gibt, der vor und über allem Leben steht, das Leben hält und trägt. Dann wäre dieses Ende eines Lebens der Anfang für ein neues Leben mit Gott.<br />
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vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-72337508223918663422011-06-13T00:59:00.005+02:002015-03-12T22:57:50.375+01:00Alles dasselbe?<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Das nervt mich schon lange: Bei den Konfessionen kann ich die Probleme mit den Feinheiten noch verstehen. Dass mehr oder weniger Außenstehenden bzw. Nichtchristen der Unterschied zwischen katholisch und evangelisch nicht direkt präsent ist, ist nachvollziehbar. Selbt innerkirchlich geht ja auch leider das Gespür für die Unterschiede verloren oder sind vielen diese Unterschiede einfach egal.<br />
<br />
Völlig unverständlich ist mir aber, dass Leute, die ihre Bildung mit einem gewissen Stolz vor sich hertragen, kurzerhand den Unterschied zwischen den Weltreligionen einebnen wollen. Ganz gemäß dem modernen Motto: Alles gleich. Und so hört man immer wieder den Satz: Wir glauben doch eh alle an denselben Gott! <br />
<br />
Klar: Das ist der einfache Weg. Alles gleich gültig. Tolerant, weltoffen, nicht engstirnig und dogmatisch. Religion light, angepasst an die Moderne. <br />
<br />
Vor einiger Zeit sagte mir das ein Chirurg, der Moslem ist. Weil er gerade an meinem Rücken herumschnitt, ersparte ich mir eine Antwort. Er hatte das Skalpell in der Hand und damit - zumindest vorläufig - das bessere Argument. <br />
<br />
Um aber deutlich zu machen, dass wir Christen zwar mit Juden und Moslems an den EINEN Gott glauben, dennoch ein anderes Gottesbild haben, habe ich ein <a href="http://de.gloria.tv/?media=165718">Video</a> zusammen gebastelt.<br />
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Dass wir uns nicht verführen lassen, auf dem einfachen Weg zu gehen, sondern bereit sind, die Schönheit und Tiefe unseres Glaubens immer neu zu erfassen und mutig zu verkünden, dafür schicke ich ein Stoßgebet zum himmel: St. Gellert und Sel. Gerhard, helft!vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-91922725207887196302011-06-07T20:43:00.003+02:002015-03-12T22:58:05.553+01:00FlurschadenMein Freund, der Baum, ist tot - die Sängerin Alexandra trällerte diese Worte 1968. Mir ist das Lied noch aus Kindertagen bekannt. Etwas oberhalb unseres Hauses lag eine große Wiese, auf der es eine Art Höhle gab, die durch Bäume und Büsche gebildet wurde. Das war für alle Kinder aus der Nachbarschaft der geheime Treffpunkt. Auf den Bäumen konnte man prima herumklettern (aber auch herunterfallen). Trotz Höhle und Klettern, trotz Äpfel - ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, einen Baum als meinen Freund zu bezeichnen.<br />
<br />
Im Studium wurde mir der Baum nahe gebracht. Komisch nur: Ich studierte nicht Forstwirtschaft oder Biologie, sondern Praktische Theologie. Und bei den Bäumen wurde es sehr praktisch - Meditationen in allen Variationen: Baumscheibe betrachten, Jahresringe zählen, Rinde ertasten und riechen, Zweige knicken und die Bruchstelle meditieren - ach, was kann man damit alles machen! Und das Ganze irgendwie mit dem eigenen Leben verbinden: Eine Delle im Jahresring deutet auf eine alte Verwundung des Baumes hin - tragen wir nicht alle alte Verwundungen in uns? Können wir nicht unser ganzes Leben als Jahresringe darstellen? Wo sind wir verwurzelt? Wer knickt unsere zarten Zweiglein und erzeugt Bruchstellen? Was verleiht meinem Leben frische grüne Farbe, ist für mich die Luft, die mich am Leben hält? Wie sieht es mit meiner Rinde, mit meiner Außenhaut aus? Und so habe ich für meine Legematerialien fleißig Baumscheiben angefertigt und Tannenzapfen gesammelt, damit auch ich für die nächste Baumbetrachtung im Kindergottesdienst, Religionsunterricht und wo auch immer gerüstet bin. Nur ein Borkenkäfer fehlt mir noch.<br />
<br />
Toll, was man alles aus einem Baum lesen kann! Symboldidaktisch sehr ergiebig und deshalb wird er auch ausgiebig in der Katechese und im Religionsunterricht verwendet. Schließlich ist der Baum ökumenisch, ja sogar religionsverbindend, muss doch schließlich jeder irgendwann mal Wurzeln schlagen.<br />
<br />
Allerdings bleibt ein komisches Gefühl zurück: Was hat das Ganze mit Jesus zu tun? Es gibt eine uralte Verbindung zwischen Baum und Kreuz: Die Kirchenväter sehen im Baum des Kreuzes den neuen Baum des Paradieses, den neuen Baum des ewigen Lebens. Das weiß ich aber nicht vom Studium her: Da haben wir Bäume umarmt, Baumscheiben ertastet, Rinde gefühlt und Blätter zerrieben und gerochen, aber die Theologie ging irgendwie verloren. Wir haben das Symbol ertastet und erlebt, aber die Kirchenväter haben das Symbol gedeutet - und zwar theologisch.<br />
<br />
Ortswechsel: Waldfriedhof. Bestattung unter einem Baum. Die Kirche hat damit so ihre Probleme: Bestattungskultur hat ihren Wert, Trauer braucht einen geschützten Ort. Der Tod ist nicht einfach die Rückkehr in die Natur. Wir glauben an die Auferstehung und nicht die Kompostierung. Dumm nur: Wir haben Probleme, unsere Position zu vermitteln. Und mir dämmert: Das ist auch ein wenig hausgemacht. Sind die Waldfriedhöfler am Ende vielleicht diejenigen, denen wir in der Grundschule dein Freund, der Baum, nahe gebracht haben? Hausgemachter Flurschaden sozusagen. So mancher von den Waldfriedhöflern argumentiert mit auffallend ähnlichen Sätzen, wie ich sie in den Meditationen während meines Studiums hörte.<br />
<br />
Symboldidaktik ist gut und schön, aber wie beim Beton kommt es auch darauf an, was man daraus macht. Vor allem: Aus WAS man was macht. Symbol ist nicht eben Symbol. In unserer Liturgie gibt es besonders in Kinder- und Familiengottesdiensten ein Inflation der Symbole. Man wundert sich, was da alles in die Kirche geschleppt wird wird. Mit ein wenig Fantasie kann man aus allem irgendwas weitläufig Christliches herausziehen. Jesus, der Schraubenzieher: Wenn bei dir eine Schraube locker ist, dann hilft er dir. Jesus, der Filzpantoffel - damit wir im Dunkeln keine kalten Füße bekommen....meine Frau ist überzeugt, ich könnte aus allem irgendwas machen.<br />
<br />
Man sieht: Die Herausforderung ist eher rhetorischer als theologischer Natur. Nur bleibt es eben auch weitläufig, seltsam unkronkret, menschlich und manchmal auch irgendwie mit sanfter Gewalt zurechtgebogen.<br />
<br />
Willi Hoffsümmer, der Papst der Symbolkatechese, hat in seinen Büchern zahlreiche Gottesdienste und Ansprachen mit Symbolen veröffentlicht. Manche davon sind theologisch schlichtweg falsch: Dass er z.B. die Dreifaltigkeit mit den verschiedenen Aggregatzuständen von Wasser erklärt, ist nur nett, aber theologisch gesehen Modalismus vom Feinsten - und der wurde von der frühen Kirche als Irrlehre verurteilt. Warum er nun vor Pfingsten und Dreifaltigkeit in so vielen Gottesdiensten wieder auferstehen darf? Weil sich viele einfach sagen: Ein besseres Modell haben wir nicht, und so richtig verstehen können wir es auch nicht. Also nehmen wir halt das. Außerdem wirkt es und sieht es gut aus, wenn man da vorne mit Eis, Wasser und Dampf hantiert. Das bleibt den Kindern gut in Erinnerung. Was soll's, wenn die Erinnerung leider von einer falschen Wahrheit kündet.<br />
<br />
Es wäre gut, wir würden uns auf das besinnen, was wir seit 2000 Jahren als himmlische Schätze in irdischen Gefäßen mit uns tragen: Symbole, Realsymbole, die sich bewährt, aber auch immer wieder die Gläubigen herausgefordert haben. Der Kirchenraum ist voll davon: Altar, Kreuz, Beichtstuhl, Palmzweige, Weihwasser, Taufbecken, Evangelienleuchter, Weihrauch, Kelch, Evangelium, Fahnen, liturgische Gewänder, unsere Gesten, Riten und vieles mehr. Gereift, bewährt in 2000 Jahren - also bitte keine neuen Symbole bevor die alten verbraucht sind!<br />
<br />
Ich habe nichts gegen Bäume, aber ich habe großen Respekt vor Lehrern, Katecheten und Predigern, die nicht beim Baum stehen bleiben, sondern den Baum mit dem Kreuz verbinden. Ich habe Respekt vor denen, die sich den ureigensten christlichen Zeichen und Symbolen stellen, anstatt jeden Alltagsgegenstand solange herumzubiegen, bis er gequält und überstrapaziert ein paar christliche Gedanken hervorbringt, die oftmals über einen christlichen Humanismus nicht herausgehen.<br />
<br />
Christentum ist zunächst die Beziehung zu Jesus Christus - dann erst zu den Bäumen im Wald. Das Waldsterben ist nicht bedeutungslos und unwichtig, wichtiger und bedeutungsvoller ist für uns aber das Sterben Jesu am Kreuz und die Wandlung des Kreuzes zum Baum des Lebens.<br />
<br />
Und wenn uns die Theologie zu schwer wird, dann bleibt der Rat Wittgensteins: Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Und, so fügt der Diakon hinzu:<br />
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<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war,<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab. </div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
(Weisheit 18,14)</div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com8tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-24139315001538360152011-05-03T21:29:00.001+02:002015-03-12T22:58:29.515+01:00Glücklich geschieden<div style="text-align: justify;">
Als ich las, was da in großen weißen Buchstaben auf der Rückscheibe stand, wunderte ich mich. Da stand tatsächlich: "2010 geschieden: Arm, aber glücklich!". Ich schaute auf das Kennzeichen. Nun gut, es gibt ja in den regionalen Befindlichkeiten immer wieder auch ein paar Ortschaften, deren Bewohner man bestimmte geistige Attribute zuteilt. In diesem Fall entsprach das Kennzeichen dem Klischee und lieferte somit eine erste Erklärung für diese seltsame Inschrift.</div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Aber dann wurde ich doch nachdenklicher und gerne hätte ich den Fahrer persönlich gesprochen: Wie meint er das? Ernsthaft? Ist das sozusagen mobile Satire auf seine Lebenssituation? Wenn schon geschieden, dann mache ich halt das Beste daraus und verkaufe die Scheidung als Glücksmoment? Oder ist es die Abrechnung mit der Ex, die zwar die offensichtliche Genugtuung haben darf, ihren Mann in den finanziellen Ruin getrieben zu haben, aber damit leben muss, dass er trotz allem oder sogar gerade deswegen glücklich ist?</div>
<br />
Was bringt einen Menschen dazu, so etwas auf sein Auto zu kleben und dann auch noch in Riesenbuchstaben, damit alle Welt es lesen kann? Das ist doch keine Siegesnachricht, so nach dem Motto: Ich habe durchgehalten und am Ende gewonnen, bin jetzt arm, aber glücklich.<br />
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<br />
<div style="text-align: justify;">
Es ist doch eine vielmehr Niederlage, eine sehr bittere noch dazu und das für alle Beteiligten. Vor einigen Monaten erzählte mir jemand von einem Mann, der nach seiner Scheidung feststellte, dass nun sein ganzer Lebensentwurf "gescheitert" sei. Der Erzähler wies das entrüstet zurück: Nein! Mit einer Scheidung ist man doch nicht gescheitert! Da gibt es doch noch so viele Möglichkeiten, ganz neue Freiheiten und bislang unerschlossene Wege zu neuem Glück. Eine Scheidung beendet nur einen Lebensabschnitt, aber keinen Lebensentwurf.</div>
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<div style="text-align: justify;">
Eine weit verbreitete Meinung. Eine gesellschaftlich inszenierte Selbsttäuschung. Die Scheidungsrate steigt wieder. Und der Trend geht zur sauberen Scheidung, die (angeblich) niemand mehr weh tut: <i>Schatz, wir trennen uns, aber es bleibt fast alles so, wie es war. I</i>ch kenne inzwischen mindestens vier Kinder, die eine Woche bei ihrer Mutter, dann wieder eine Woche beim Vater wohnen. Inklusive neuen Partnern und selbstverständlich verseht jeder sich mit jedem. Zumindest vordergründig. Man ist Papa oder Mama für eine Woche und genau so regelt man das ausgelagerte Familienleben. Kinder mit doppeltem Wohnsitz und doch völlig heimatlos. Denn der schöne Schein funktioniert nicht so recht: Die Kinder merken sehr wohl, dass da was nicht stimmt. Wenn sich doch alle vertragen - warum trennt man sich dann? Und was ihnen am meisten fehlt, ist die ganz alltägliche Banalität. Der Papa ohne Extraprogramm, der einfach nur da ist. Die Mama, die mich nicht nur wochenweise kennt, sondern richtig. Und den Eltern geht es auch nicht besser: Eine Woche Ruhe und leben nach dem neuen Lebensentwurf, dann wieder eine Woche, in der man sich als der bessere Elternteil beweisen muss. Normal ist da nichts, auch wenn man es noch so oft behauptet. </div>
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<div style="text-align: justify;">
Und ist es nicht bei genauerem Hinsehen ein Schlag ins persönliche Kontor? Wer auf sein Auto draufschreibt, dass er geschieden, arm, aber glücklich ist, der hat wohl jede Form der Selbstreflexion aufgegeben. Denn zwischen den Zeilen kann man eine solche vordergründige Siegesbotschaft auch anders lesen: Ich habe mich getäuscht, in mir selber und in dem Menschen, dem ich einst mal am Altar die ewige Treue geschworen habe - bis der Tod uns scheidet, in guten und in schlechten Tagen. Mein Partner, meine Partnerin hat es mit mir nicht ausgehalten. Da will jemand nicht mehr mit mir das Bett teilen, ja, noch nicht einmal mehr unter einem Dach wohnen. Da ist für einen Menschen, der mich mal geliebt hat, meine Nähe unerträglich geworden. Da empfindet jemand mein Weggehen als Befreiung. </div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Geschieden, aber glücklich? Nein! ich wäre in so einem Fall geschieden und depressiv! Denn dass jemand mit mir nicht mehr zusammen leben will, das muss ich doch persönlich nehmen, oder etwa nicht? Da ist doch etwas schief gelaufen in unserer Beziehung, dass da plötzlich kein Platz mehr für mich ist, sei es weil ich für den anderen unerträglich geworden bin oder jemand meinen Platz eingenommen hat.</div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Am Anfang stand dieses bedingungslose Eheversprechen, das bis zum Tod halten soll. Im Namen Gottes und seiner Kirche verbunden. Und am Ende steht da nur noch der Spruch des Richters: Im Namen des Volkes geschieden.</div>
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<div style="text-align: justify;">
Eine Gesellschaft, die solch ein Scheitern als Normalität und sogar als Sieg verkauft, macht ihre eigene Grundlage zunichte. Nicht nur die Keimzelle des Staates, nämlich die Familie. Auch die damit verbundenen Werte, die in dieser Form nur noch (konservative) Katholiken hochhalten: Treue, den Willen, sich auch in schwierigen Zeiten aneinander zu reiben und miteinander auszukommen, sich immer wieder neu aufeinander zuzubewegen und als Paar gemeinsam auszurichten. Nicht die Flinte ins Korn werfen, sondern auf dem Fundament der ewigen Treue aufbauen: Gerade das lässt einen erst so richtig schön und in gutem Sinne streiten, in dem Bewusstsein, dass der andere nicht gleich die Koffer packt. </div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Und die Kinder spüren sehr wohl, dass da etwas schief läuft, denn gerade sie wünschen sich nichts sehnlicher als Stabilität und bedingungslose Annahme. Wie sollen sie das später leben, wenn sie es selber nicht erleben? </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Inzwischen hat jeder Affe im Zoo und jeder Baum im Stadtpark seinen Paten. Wir haben Patenprojekte für alles. Vielleicht sollten wir Katholiken uns als Beziehungspaten zur Verfügung stellen: Familien, die Kinder einladen, Familie zu erleben. Beziehungen, die halten, was man sich einst vor dem Altar versprochen hat. Unser Zuhause ist dann mehr als unser eigenes Heim: es ist auch ein Zuhause für andere, ein Ort der Begegnung und des Lernens.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-89047184192777390542011-04-06T15:18:00.000+02:002015-03-12T22:58:39.297+01:00Kleine Wunder und große Fragen<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Manchmal ist Religionsunterricht auch ganz einfach - oder gerade dann auch besonders schwer: Jenseits aller didaktischen, methodischen und medienpädagogischen Erwägungen kann man hin und wieder einfach mal die Schüler Fragen stellen lassen: Fragen zu Gott und der Welt.<br />
<br />
Und dann erlebt man so seine Wunder: Die haben viele Fragen: Wo wohnt Gott? Woher kommt Gott? Warum musste Jesus sterben?.... So etwas liegt nicht jedem Lehrer: Spontane Fragen erfordern spontane Antworten und das einzige Medium, die einzige Methode, die man zur Verfügung hat, ist man selber. Aber gerade das wiederum macht den Unterricht dann zu einem lebendigen Glaubenszeugnis.<br />
<br />
Eine Frage bewegt mich besonders: Warum gibt es heute keine Wunder mehr? Die Welt wäre doch einfacher, schöner, friedlicher, einfach heil, wenn es heute noch Wunder gäbe: Keine Blinden, Kranken, Frieden überall. Das Paradies auf Erden.<br />
<br />
Doch es gibt sie schon noch, diese kleinen und auch die großen Wunder des Alltags: Da ist zum Beispiel dieses Kind, von dem ich vor einigen Wochen erzählte (s. Beitrag Starke Kinder in Not). Noch immer stehe ich mit der Familie in Kontakt. Ihr Leben hat sich vollkommen verändert. Was gestern noch wichtig war, ist heute mehr als zweitrangig. Die Familie ist zusammen gewachsen, hat sich in den letzten Wochen ganz neu gefunden und gegenseitig getragen. Das Leben hat einen ganz neuen Wert.<br />
<br />
<div style="text-align: justify;">
Und das Wunder: Die Kleine hat den Unfall überlebt. Noch ist sie nicht ganz aufgewacht, aber Tag für Tag geschieht ein kleines Wunder: Kleine Bewegungen, selbständiges Schlucken, kleine Reaktionen. Und alle sind zuversichtlich, dass sie es auch weiter packen wird. Das ist im Kleinen ein großes Wunder, keines, das die Welt bewegt, wohl aber für manche die ganze Welt bedeutet.</div>
Die Mutter hat mich gebeten, allen zu danken, die für die Kleine und ihre Familie gebetet haben und es noch immer tun.<br />
<br />
Und was antworte ich meiner Schülerin? Wenn ich ehrlich bin, besteht das größte Wunder darin, dass ich sie überhaupt zweimal in der Woche unterrichten darf. Dass sie den Mut hat, mir Fragen zu stellen, die unter die Haut gehen und mich im Glauben herausfordern. Das ist nicht selbstverständlich. Vielleicht sollte ich ihr genau das sagen?vaticanushttp://www.blogger.com/profile/13567225664860249196noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-6203435266726024724.post-9218130435078890712011-03-21T12:12:00.002+01:002015-03-12T22:58:55.969+01:00Die letzten Ritter<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
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Sean Connery lässt grüßen: In "Der erste Ritter" läuft der Altmeister des Kinos noch einmal zu Hochform auf und gibt der Sage um König Artus, Ritter Lancelot und der Tafelrunde einen ganz besonderen festlichen Glanz. Tapfere Ritter in schimmernder Rüstung - wer hat als Kind nicht von ihnen geträumt, hat nicht Ritter gespielt, Burgen gebaut und erobert. Die Ritterburg im Kinderzimmer lässt auch heute noch Kinderherzen höher schlagen.</div>
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<br /></div>
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Dass es heute noch echte Ritter geben soll, erscheint hingegen sehr unwahrscheinlich. Und doch sind sie uns vielerorts näher, als wir erahnen. Sie kämpfen schon längst nicht mehr gegen Drachen und sie erobern auch keine Burgen mehr. Wohl aber kämpfen sie noch immer um Leben und Tod. Es gibt sie tatsächlich mitten unter uns, nur verstehen sie sich nicht unbedingt selbst als Ritter und anscheinend wissen nur wenige Eingeweihte überhaupt, dass diese Männer und Frauen in der der Tradition der Ritter stehen. Eine Tradition, die schon fast 1000 Jahre zurückreicht.</div>
<div style="text-align: justify;">
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Es begann in Jerusalem, als der (Selige) Gerhard von Sasso einen Ritterorden gründete. Ursprung dieses Ordens war ein kleines Haus in der Nähe der Grabeskirche. Wann und durch wen dieses Haus nun zu einem Pilgerhospiz umgebaut wurde, ist nicht ganz geklärt. Nur eines steht fest: Als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem erobern, da steht dieses Hospiz schon. Für seine Zeit hatte es einen außerordentlichen medizinischen Standard entwickelt, vor allem im Bereich der Hygiene und der Versorgung der Kranken. Und ebenso ungewöhnlich: Diejenigen, die sich da zu den Kranken hinabbeugten und sie umsorgten, waren nicht irgendwelche Diener, sondern adelige Ritter. Innerlich getragen waren (und sind sie bis heute) von dem Bibelwort, dass uns in den Armen und Kranken Jesus Christus begegnet.</div>
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<br /></div>
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Schon bald gingen die Ritter einen Schritt weiter: Statt die Pilger nur am Ziel ihrer Pilgerschschaft zu pflegen, versuchen sie nun auch, die Pilger auf ihrem Pilgerweg zu schützen. Zur Pflege kommt somit der Kampf zum Schutz der Pilger hinzu:<em> tuitio fidei et obesequium pauperum</em> - "Bezeugung des Glaubens und Hilfe für die Armen" - das wird der Leitsatz dieses Ritterordens, der sich nach Johannes dem Täufer als "Orden des seligen Johannes von Jerusalem" bezeichnet, oder kürzer und bekannter: als <i>Johanniter</i>.</div>
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Es ist diese Mischung aus Krankenpflege und mutigem Kampf, die die Johanniter so berühmt machen. Und zugleich sind sie die ersten, die ein internationales Netzwerk sozialer Dienste aufbauen. Schon bald finden sich zahlreiche Ordensniederlassungen in ganz Europa, werden an den großen Pilgerwegen Hospitäler gegründet, übernehmen sie Burgen, um die Pilger auf ihrer Pilgerfahrt zu schützen. Gerade das sichert ihr Überleben, als 1291 Outremer, der Traum vom Kreuzfahrerstaat endgültig mit dem Fall von Akkon zuende ist. Die Johanniter müssen das Helige Land verlassen, finden zunächst für kurze Zeit Asyl auf Zypern, dann neue Heimat auf Rhodos. Hier bauen sie die Insel zur Festung aus und sind dem Osmanischen Reich ein Stachel im Fleisch. Über zwei Jahrhunderte hinweg sichern die Johanniter von Rhodos aus das Mittelmeer und damit Europas südliche Küste. Die Johanniter schulen um: Aus den Rittern hoch zu Ross werden Marinesoldaten, die das Mittelmeer wie kein anderer kennen und gleichsam geachtet wie gefürchtet sind. Doch 1522 fällt Rhodos und nun erhalten die Johanniter einen letzten Zufluchtsort: Malta. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen: Malta wird zur Festung ausgebaut und bald sichern Galeeren mit der Flagge der Johanniter wieder das Mittelmeer. Suleiman der Prächtige, der die Johanniter nach ihrem heldenhaften Kampf auf Rhodos noch mit Respekt abziehen ließ, möchte 1565 reinen Tisch machen und die Ritter endgültig vernichten. Doch die Ritter auf Malta sind zäh, leisten der großen osmanischen Übermacht vehementen Widerstand und halten aus: Suleimans Versuch, die Insel zu erobern und die Johanniter zu vertreiben, wird zum Debakel für seine Tuppen, die sich schließlich geschlagen zurückziehen müssen. Jetzt schaut ganz Europa voller Respekt auf diese Ritter, die endgültig die Gefahr einer türkischen Invasion über das Mittelmeer gebannt haben. Die Ritter auf Malta werden als Retter Europas geehrt und sind spätestens ab jetzt als <i>Malteser </i>bekannt.</div>
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Doch der Ruhm verblasst: Mit dem zunehmenden Verfall des Osmanischen Reiches schwindet auch die Bedeutung der Malteser. Die Gefahr aus dem Osten scheint gebannt. Die Entdeckung der Neuen Welt lenkt den Blick der europäischen Mächte schon bald nach Westen, zudem zerfällt Europas Einheit durch die Wirren der Reformation. Der Malteserorden erscheint bald nur noch als ein Relikt aus Kreuzfahrerzeiten. 1798 besetzt Napoleon Malta ohne große Gegenwehr. Der bis dahin souveräne Orden verliert sein Territorium und irrt nun die nächsten Jahre heimatlos durch Europa, bis er sich schließlich in Rom niederlässt. Es scheint, als gäbe es keinen Bedarf mehr an Rittern.</div>
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Und doch wird dieser Verlust der territorialen Souveränität zum Segen für den Orden, der sich nun wieder stärker auf den Dienst an den Kranken konzentriert und gerade dadurch zu neuer Blüte erwacht. Der Orden überlebt - bis heute. Nach vielen Wirrungen und auch nach großen Opfern in den zahllosen Kriegen, bilden sich in vielen Ländern eigene Hilfdienste, die mit dem Orden eng verbunden sind. In Deutschland wird 1953 der Malteser Hilfsdienst (MHD) ins Leben gerufen. Aus Rittern werden Retter: Die Helfer und Mitarbeiter stehen in direkter Tradition der Malteserritter bzw. der Johanniter, sind gewissermaßen die letzten Ritter.</div>
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Ihr Kampf ist noch immer ein Kampf um Leben und Tod, nur kämpfen sie nicht mehr mit Schwert und Lanze, sondern mit moderner Technik, mit Defibrillator und Infusionen. Tag für Tag erfüllen sie auf unterschiedliche Weise das <i>obsequium pauperum</i> in ihrem Leitsatz: Und nach wie vor gilt: Sie müssen in kritischen Situationen Ruhe bewahren, Mut beweisen und beherzt zugreifen. Ritter und Retter liegen so nahe beieinander. </div>
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Selbst in kirchlichen Kreisen ist erstaunlich wenigen bekannt, dass der Malteser Hilfsdienst eine katholische Organisation ist. Dabei ist es um so wichtiger, dass die vielen Helfer in ihrem Dienst geschätzt und unterstützt werden, damit neben dem Dienst für die Kranken und Verletzten auch der erste Teil des Leitsatzes gelebt werden kann: die t<i>uitio fidei</i>, die Bezeugung des Glaubens.</div>
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Heute, lieber Bischof Gellert, vertraue ich dir daher die Helfer deines Kollegen und Namensvetters an: Zum Heiligen Bischof Gerhard von Sagredo gesellt sich der Selige Bruder Gerhard: Dass wir als Kirche den Blick für diejenigen nicht verlieren, die in unserem Namen den Kranken und Armen dienen, dass wir ihnen Heimat und Beistand bieten, das ist mir ein Stoßgebet zum Himmel wert: Heiliger und Seliger Gerhard, bittet für uns!</div>
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