Das musst du mir verzeihen: Mein Pfarrer ist selber Schuld. Immerhin hat er den Link eingestellt: Bischof-Huonder-und-die-Erzkonservativen. Das Spannende: Da gibt es (wohl) erstmals einen Bischof, der versucht das Motu Proprio zu Tridentinischen Messe (Summorum Pontificum) sogar schon bei der Ausbildung der Priester umzusetzen. Das ist mutig. Dass es dafür zunächst Kritik hagelt und nun reflexartig die verbalen Keulen mit der üblichen Beschriftung ausgepackt werden (erzkonservativ, restaurativ, ultrakonservativ etc.), ist nicht verwunderlich, sondern war zu erwarten. Man sieht die Messe eben nicht als geistliche Feier, nicht als Sakrament, sondern als kirchenpolitisches Event.
Oftmals ist es nur ein Frage der Sprache: Da hat mein alter Predigtlehrer doch mal gesagt: Die Messe mit dem Rücken zum Volk sei ein Rückschritt. Wenn man es so formuliert, dann schon. Wenn man aber den gleichen Sachverhalt anders formuliert, dann zelebriert der Priester mit der Gemeinde zum Kreuz hin, bewegt sich mit dem pilgernden Volk durch die Zeit auf Christus, den Erlöser, zu. Kritisch könnte man also fragen: Wenn bei uns der Kirche so viel Stillstand herrscht, hat das vielleicht etwas mit unseren vielen "Runden" zu tun? Kreisen wir nicht zu sehr um uns selber, wenn uns die Hl. Messe seit Jahren immer nur im Kreis um den Altar versammelt? Die Ausrichtung am Tridentinischen Ritus ist somit auch eine sichtbare Ausrichtung der versammelten Gemeinde: Sie starrt dem Geistlichen nicht ins Gesicht (Originalton: Herr Diakon, warum haben sie denn beim Hochgebet so gelächelt?), sondern auf das, worauf es ankommt: auf das Sakrament. Die Ausrichtung auf die Pilgerschaft und Mission geschieht erst wieder am Ende der Messe. Aber wie schwach ist die deutsche Übersetzung "Gehet hin in Frieden!" im Vergleich zum lateinischen "Ite missa est!". Da wird der missionarische Impuls nicht sehr deutlich - und die Pilgerschaft auch nicht. Das Tridentinische Bild ist stärker: Die Geistlichen, allen voran der Priester, gehen sichtbar und mit gutem Beispiel dem Gottesvolk voran - im Bewusstsein ihrer eigenen Schwäche.
Lieber St. Gellert, ein Problem habe ich mit der Altem Messe - ich gestehe es und mein Pfarrer möge es mir verzeihen: Mir, als "nachkonziliarem" Ständigen Diakon fehlt der Platz, an den ich gehöre. Als Diakon gehöre ich an den Altar: Dorthin nehme ich die Menschen und ihre Sorgen mit, von dort erfahre ich Kraft und Zuspruch in der Eucharistie. Aber die Alte Messe kennt nur den Diakon in Verbindung mit dem Subdiakon. Das führt in der heutigen Situation, in der es eben keine Subdiakone in den Gemeinden gibt, zu einem Widerspruch und einem theologischen Problem: Ist meine Weihe an den Subdiakon gebunden? Bin ich nur Diakon, wenn der Subdiakon da ist? Also setze ich mich in der "normalen" Alten Messe (Missa Cantata oder Missa Lecta) in die Bank - gehöre da aber als Kleriker nicht hin. Ich sage das nicht aus kirchenpolitischer Motivation heraus, sondern aus echter geistlicher Not, als jemand, der das Weihesakrament als durchgängige, allumfassende Lebensform leben möchte. Ich könnte als Ministrant mitfeiern und dann zur Kommunion die Stola anlegen und die Kommunion spenden. Aber ich bin eben kein Ministrant, sondern Diakon.
Das Problem ist sicherlich sehr speziell, zeigt aber, dass im Detail noch Fragen offen sind. Da es immer genügend Priester gab, gab es auch genügend Diakone und auch genügend Subdiakone, so dass sich dieses Problem in dieser Form früher nicht stellte, zumal das levitierte Hochamt mit Diakon und Subdiakon (Missa Solemnis) wohl nur selten in der Gemeinde gefeiert wurde. Die übliche Gemeindemesse (Missa Parochialis) war eine Missa Cantata ohne Diakon und Subdiakon. Diakone und Subdiakone waren gewissermaßen in den geistlichen Zentren konzentriert, so dass sich das hier erwähnte Problem nicht stellte. Erst in unserer Zeit wird das Problem deutlich: Das Motu Proprio hat auch ganz neue Fragen geschaffen. Es kann nicht einfach an der "vorkonziliaren" Zeit anknüpfen. Zwar gibt es auch eine eigene Missa cum Diacono (also ohne Subdiakon), die aber ursprünglich nur für die Heilige Woche vorgesehen war/ist. Die Einheit des Weihesakramentes wird derzeit bei der gängigen Form der Alten Messe in der Pfarrgemeinde auf schmerzlichste Weise zerrissen.
Man fragt sich: Bin ich die Ausnahme? Oder anders: Hat wirklich niemand damit gerechnet, dass es auch Ständige Diakone gibt, die sich diesem Ritus öffnen? Bei manchen Veröffentlichungen zu diesem Thema scheint es mir, als sähe niemand diesen Riss und diese schmerzhafte Wunde. Dass wir diese Fragen sensibel bleiben und der Hl. Geist uns dafür einen Weg eröffnet, dazu sende ich ein Stoßgebet zum Himmel: Hl. Gellert, hilf!
Danke für diesen sehr konstruktiven Beitrag.
AntwortenLöschenOhne wirklich genau sein zu können, seien hier doch einige Anmerkungen gewagt:
AntwortenLöschenIm traditionellen Verständnis des Klerus waren im Laufe der Zeit Subdiakon und Diakon zu blossen Übergangs- oder Vorformen zum Priestertum geworden. Erst das letzte Konzil gab dem Diakon wieder seine ursprüngliche, biblische Legitimation und Eigenständigkeit zurück, was durchaus als echte Erneuerung erkannt und begrüsst werden darf.
Wegen dieser früheren Praxis waren aber Diakone in den Pfarreien kaum je präsent, was dazu führte, dass in den levitierten Hochämtern die Dienste des "niederen Klerus" ebenfalls von Priestern versehen wurden. Die früheren Weihen waren ja mit der Priesterweihe nicht ungeschehen gemacht worden, so wie ein Priester ja bei Bedarf auch Ministrant sein konnte (und kann).
Eine Eigenheit des zisterziensischen Ritus ist übrigens seit jeher, das Hochamt mit nur einem Diakon zu feiern.
Das sieht man bis heute in fast allen Religionsbüchern, die so gesehen "vorkonziliar" sind: Da wird bei der Aufzählung der Sakramente meistens von der "Priesterweihe" gesprochen udn nicht vom Weihesakrament, das sich in drei Ämter entfaltet. der Diakon wurde eben lange nicht wahrgenommen. Und das erklärt, warum heute immer wieder von bestimmten Kreisen "wenigstens" das Diakonat der Frau gefordert wird.
AntwortenLöschenNun muss man sagen, dass die gegenwärtigen pastoralen Strukturen auch nur wenig Raum für ein ausgeprägtes diakonisches Profil lassen: Letztlich gilt nicht ohne guten Grund die Devise: Es wird gemacht, was in der Pfarrei gebraucht wird. Das lässt es aber gar nicht mehr zu, die einzelnen Dienste, Ämter und Berufsgruppen in ihrem eigenständigen Profil (sofern vorhanden) zu entfalten. Und das wiederum betrifft alle pastoralen Berufsgruppen.
Father John Zuhlsdorf hat dieses Thema mehrfach auf seinem Blog behandelt. Seiner Ansicht nach kann ein amtlich bestellter Akolyth die Rolle des Subdiakons einnehmen.
AntwortenLöschenhttp://wdtprs.com/blog/2009/04/quaeritur-substituting-for-a-subdeacon
Dieser pastorale Einheitsbrei ist genau das Problem. Da gibt es Diakone, die de facto als Pfarrerersatz fungieren (definiert über "geringere Befugnisse als ein Priester, aber mehr als der gewöhnliche Laie"...). Wer wirklich zum Diakonat berufen ist, muß da doch den Eindruck bekommen, seine Berufung verfehlt zu haben!
AntwortenLöschender Hinweis auf den Akolythen löst aber das Problem nicht: Wer hat schon einen Akolythen in der Pfarrei? Zumal die meisten Gläubigen gar nicht wissen, was das ist und unter Umständen schlichtweg den/die "Kommunionhelfer/in" verstehen. Und das Grundproblem bleibt: Wenn der Akolyth dann absagt, krank wird - ist der Diakon dann kein Diakon mehr? Die geradezu unauflösliche Verbindung zwischen beiden ist ein echtes Problem für das theologische Verständnis der Weihe.
AntwortenLöschenFrüher war es möglich, daß ein (selbstverständlich männlicher) Laie den Subdiakon vertreten konnte; er trägt dann keinen Manipel und durfte während der Gabenbereitung den Wein und das Wasser nicht selbst in den Kelch gießen und den Kelch nach der Wandlung nicht purifizieren. Bei den Engländern heißt das dann "straw subdeacon", Strohsubdiakon.
AntwortenLöschenIch denke, mit diesen Einschränkungen kann man den Akolythen (der auch als Subdiakon bezeichnet werden darf, wie Paul VI. in "Ministeria quaedam" sagte) ersetzen.