Der Beamer macht es möglich: Jetzt kann man das Grauen didaktisch strukturieren und medial aufbereiten. Bilder und Text wechseln sich ab, dazwischen ein Film in Farbe, der Ton stimmt, die Botschaft kommt an. Doch am Ende sind es die Worte, die Eindruck machen, der Lehrer, der mit eigenen Worten erzählt, was an jenem 14. August 1941 in Auschwitz geschah.
Ich habe den Schülern Bilder gezeigt vom Leben im Dritten Reich. Und einen zehnminütigen Film, der in Farbe zeigt, wie totalitär der Staat die Menschen umfasste. Alles stand unter der Macht des Hakenkreuzes. Selbst der Schützenkönig beim Dorffest wurde mit dem Hitlergruß empfangen. Uniformen, Aufmärsche, Trommeln, Gemeinschaft - das Grauen hatte seine Faszination. Und dann habe ich den Schülern die andere Seite gezeigt, denn auch davon gibt es viele Bilder: brennende Synagogen, zerstörte jüdische Geschäfte und am Ende das Eingangstor von Auschwitz.
In Auschwitz: SS Hauptsturmführer Karl Fritzsch, P. Maximilian Kolbe und Franciszek Gajowniczek. Drei Männer, die ein Datum verbindet, eben jener 14. August 1941. So still habe ich meine Schüler selten erlebt, als ich ihnen vom Maximilian Kolbe erzähle. Es ist für sie unfassbar: Warum hat er das getan? Und die Antwort ist die, die Kolbe selber gab, als ihn Fritzsch völlig verblüfft fragte, warum er denn freiwillig für Franciszek Gajowniczek in den Tod gehen wolle: "Weil ich katholischer Priester bin." Frei, ungebunden, einzig und allein Gott, der Kirche und seinem Gewissen verpflichtet - deutlicher konnte er den scheinbar Mächtigen nicht vorführen, wie machtlos sie in Wirklichkeit waren. Aber es ging in erster Linie nicht um Macht, sondern um Hingabe: Sich eben wie Christus für andere zerbrechen lassen. Sich opfern zu lassen, damit der Familienvater leben kann.
Meine Schüler hat diese Stunde sehr bewegt. Eine Schülerin fand es von Gott ungerecht, dass ausgerechnet Kolbe als letzter im Hungerbunker starb. Aber vielleicht war das ein Akt der Barmherzigkeit: Der Priester geht zuletzt, er betet mit den Verzweifelten, er begleitet sie bis zum bitteren Ende. Aushalten auf scheinbar verlorenem Posten, sich nicht aufgeben, sondern solange seiner Berufung treu bleiben, wie es erforderlich ist. Wie der Pfarrer auf der Titanic, meinte ein Schüler.
Hier werden wir nächste Stunde ansetzen: Es stellt sich die Frage, woher der Hl. Maximilian Kolbe, die Hl. Elisabeth, die Hl. Emma und viele andere Heilige, die wir in den letzten Wochen kennen gelernt haben, denn diese übermenschliche Kraft für ihre vollkommene Hingabe an den Nächsten hatten. Es wird uns unweigerlich zur Eucharistie und zur Firmung führen. Heilige sind mehr als nur gute Vorbilder. Sie sind keine moralische Institution, sondern Glaubenszeugen.
"Vor dir mache ich mich klein. Mit dir bin ich groß!" - das ist der Satz, den ich meinen Kommunionkindern bei der Kniebeuge in der Kirche ans Herz lege. Die Heiligen haben uns gezeigt, dass der Mensch in der Kraft des Heiligen Geistes Großes, wahrhaft Übermenschliches vollbringen kann. Nicht aus sich heraus, sondern einzig und allein mit Gottes Hilfe: Mit meinem Gott überspringe ich Mauern (Ps 18.30) - selbst wenn sie aus Stacheldraht sind.
Dass wir das nie vergessen, sondern uns vielmehr von den Heiligen, insbesondere von unserem Namenspatron leiten lassen, der Kraft des Heiligen Geistes zu vertrauen, dazu schicke ein Gebet zum Himmel: St. Gellert hilf!