Freitag, 17. Dezember 2010

Kerzen machen Schule

Lieber Hl. Bischof Gellert!

Heute im Religionsunterricht, 7. Klasse: Man kommt ein wenig ins Schwimmen. Letzte Stunde vor Weihnachten. Wichteln und Plätzchenessen ist zu profan, aber die volle theologische Ausdeutung der Weihnachtsgeschichte ist wohl auch zuviel. Also fragte ich schon vorher zaghaft an: Wenn ich - nur so als Experiment - meine Gitarre mitbringe, singt ihr dann auch mit? Zusage, großes Versprechen: Wir singen natürlich mit. Aber ich bleibe skeptisch: Habe schon von zu vielen Kollegen gehört: 7. Klasse, die singen doch nicht mehr!
Also haben wir es versucht: Liedblatt gestaltet, kopiert, ausgeteilt und los gings. Anfangs zaghaft, dann aber immer schwungvoller. Das Verrückte: Irgendwann kamen sie dann: Können wir nicht Laudato Si singen? Oder das mit dem Halleluja? Mir auch recht.

Dann der Versuch, Weihnachten ins Spiel zu bringen: Ich teile dünne Kerzen aus und zünde meine an. Warum verwenden wir in der Kirche eigentlich immer noch Kerzen? Glühbirnen täten's doch auch, wahrscheinlich sogar besser. Die Kids spüren, dass das nicht dasselbe wäre. Und dann sprudelt es nur so: Eine Kerzenflamme ist irgendwie "lebendig", bewegt sich. Eine Kerze verbreitet Licht und Wärme und das brauchen wir doch zum Leben. Eine Kerzenflamme muss man schützen, so wie Maria und Josef Jesus beschützen mussten.

Dann das beste: Eine Kerze wird beim Brennen immer kleiner. Die "verschenkt" sich. Und schon sind wir bei Weihnachten und ich erzähle meinen Kids von Jesus, der Licht in die Dunkelheit bringt, die Menschen Gottes Liebe erfahren lässt und sich bis zum Tod verschenkt. Wie eine Kerze, die bis zum letzten Augenblick leuchtet. Und dann? Dann kommt die andere Kerze ins Spiel: Wenn die eine ganz heruntergebrannt ist, sich ganz verschenkt hat, dann wird die noch viel größere, die alles überragende Kerze angezündet: die Osterkerze. Weihnachten und Ostern - untrennbar miteinander verbunden.

Wir zünden die Kerzen an und eine feierliche Stille breitet sich im Klassenraum aus. In die Stille hinein sage ich zu meinen Schülern: Wenn wir den Mut haben, nicht nur auf das zu achten, was uns an Weihnachten geschenkt wird, sondern auf den, den Gott uns geschenkt hat, wenn wir den Mut aufbringen, uns so wie Jesus anderen zu schenken, dann ist wirklich Weihnachten. Wenn wir nicht anfangen, das Dunkel zu erhellen, wer dann? Jeder kann das auf seine Weise und sei sein Beitrag, seine Flamme noch so klein, sie wird im Dunkeln leuchten.
Das Strahlen in den Augen der Schülern scheint heller als das Strahlen der Kerzen und ich habe das Gefühl: Sie haben verstanden. Ich denke an Psalm 8,3: Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge verschaffst du dir Lob! Wer hätte das gedacht, so etwas in einer siebten Klasse Gesamtschule zu erleben?

Ob es halten wird, ob es wirken wird?  Später kommt eine Schülerin ins Lehrerzimmer und fragt: Kann ich noch eine Kerze für meine Freundin haben? Was mag sie wohl ihrer Freundin erzählt haben, dass diese dann unbedingt auch eine Kerze möchte? Das macht Hoffnung: Das Licht breitet sich aus. Aber das liegt nicht in meiner Hand. Da bleibt mir nur eines: Hl. Gellert, hilf du, dass dieses Leuchten ansteckt und wirkt! Hl. Gellert, dir vertraue ich meine Kinder an und ich weiß: Du wirst auf sie achten!

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