Sonntag, 19. Dezember 2010

Gesundheitsreform für Leib und Seele

Lieber Heiliger Bischof Gellert!

Ob du das wohl gekannt hast? Ich meine das süße Gebäck, das man aus Mehl, mit einem bis zwei Eiern, Honig und diesen besonderen Gewürzen aus dem Orient herstellt: Zimt, Anis, Nelken, Kardamom, Koriander und ein wenig Muskat. Im alten Ägypten gab es schon eine Art Honigkuchen und auch die Römer kannten das panus mellitus. Bei uns ist das Gebäck heute als Lebkuchen bekannt. Die Geschichte dieses besonderen Gebäcks bleibt ein wenig im Dunkeln, bis man schließlich in Aachen daraus die berühmten Printen herstellte. In den Klöstern nannte man das Gebäck aufgrund der orientalischen Würzmischung einfach nur „Pfefferkuchen“ und später wird dann Nürnberg für seine Lebkuchen berühmt. Aber das ist erst in 15. Jahrhundert und so bin ich mir nicht sicher, ob du je von diesem Gebäck kosten durftest.
Heute gibt es bei uns Lebkuchen in Hülle und Fülle und in ganz verschiedenen Formen. Allerdings weiß kaum noch jemand, woher der Lebkuchen seinen Namen hat. Das Geheimnis liegt in den Gewürzen: Was bei uns heute in jedem Supermarkt zu kaufen ist, war im Mittelalter eine unerschwingliche Kostbarkeit aus dem Orient. Die Gewürze aus dem Orient galten als Heilmittel. Und das nicht nur für den Leib: Ex Oriente Lux – aus dem Osten stammt das Licht, im Orient wurde Jesus Christus geboren, der Heiland, der Erlöser und Retter der Welt. Aus dieser geistlichen Würzmischung wurde das Lebkuchenrezept: Der Lebkuchen wurde zur süßen und heilenden Speise, die gleichzeitig auf den verweist, der uns an Leib und Seele heilt. Konsequenterweise wurde der Lebkuchenteig dann auch bald auf eine Oblate gesetzt, um auf die Eucharistie hinzuweisen, die ja das wirkliche Lebensbrot ist. Und da Christus uns durch seinen Tod und seine Auferstehung das Tor zum Paradies neu geöffnet und uns das ewige Leben in Fülle geschenkt hat, wurde später der Lebkuchen mit Konfitüre gefüllt. So zumindest habe ich das in meinen Büchern gefunden.
Ob das alles so stimmt? Wie auch immer: Es passt und lässt mich meinen Lebkuchen auf ganz neue Art genießen. Und eröffnet mir neue Wege, den Glauben im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen.

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