Freitag, 14. Januar 2011

Heute Papst - morgen heilig?

Lieber Bischof Gellert!


Die Meldung war zu erwarten, aber dass es dann doch so schnell ging, kam überraschend: Papst Johannes Paul II. wird am 1. Mai selig gesprochen. Das war selbst n-tv eine Meldung an oberster Stelle wert, wenngleich man dann sofort darunter einen Link zum Thema "Missbrauch" einfügte.
Die Polen jubeln und mit ihnen auch viele Katholiken auf der ganzen Welt. Jetzt kommen aus allen Ecken Statements und Reaktionen - bisher noch positiv.


Man reibt sich jedoch die Augen über das, was vom BDKJ kommt: Überraschend sehr viel Lob für den neuen Seligen: "Seine Authentizität, seine ehrlichen Worte und sein Charisma haben die Jugendlichen begeistert". Schön, wenn man das jetzt so sieht. Wer aber länger in der Kirche aktiv ist, wird sich sicherlich daran erinnern, dass gerade vom BDKJ so manch scharfer Schuss in Richtung Rom abgefeuert wurde. Zu Lebzeiten war Johannes Paul II. Zielscheibe so mancher beißender Kirchenkritik auch und vor allem aus den kirchlichen Jugendverbänden. Es ging dabei um die Allerweltsthemen: Kondom, Pille, Zölibat, Frau.... 


Als Johannes Paul II. am 2. April 2005 starb und die Jugend der Welt nach Rom strömte, da war so mancher in der deutschen Kirche völlig überrascht. Die offiziellen Jugendvertreter - oder die, die sich zumindest dafür hielten - konnten sich die Begeisterung der Jugend für diesen Papst nicht erklären, widersprach er doch in seinem Denken und seiner Verkündigung so mancher offiziellen Position, die man selber verkündete.


Ich bin gespannt, wann die nun ersten Kritiker auftauchen, vor allem diejenigen, die grundsätzlich zu solchen Anlässen aus der Mottenkiste hervorgeholt werden. Der Grundsatz de mortuis nihil nisi bene, also über Tote nichts als Gutes zu sagen, erst recht wenn sie selig gesprochen werden - wird dieser Grundsatz in den kommenden Wochen respektiert werden? Oder werden diejenigen alsbald  ihre Bedenken, ihre Kritik äußern, die den Papst schon zu Lebzeiten attackierten? Wie lange wird es dauern, bis man Ranke-Heinemann, Drewermann und dem in solchen Fällen unvermeidlichen Hans Küng eine Bühne bietet?


Es wäre zu schön, wenn hinter den Worten des BDKJ eine echte Einsicht stünde und man sich öfter auf den Papst besinnen würde. Und zwar tatsächlich in seiner Funktion als oberster Hirte der Kirche. Wenn demnächst der BDKJ mal wieder ein Papier veröffentlicht, indem er bei Benedikt XVI. all das kritisiert, was man nun bei Johannes Paul II. als "authentisch" und "ehrlich" lobt - wobei ja offen ist, was man genau darunter versteht - dann sollte man den BDKJ an seinen heutigen Worten messen und den Berufsjugendlichen sagen: Der Papst von heute könnte der Heilige von morgen sein. Und jenseits aller Papiere, Forderungen und Kritik gibt es tatsächlich viele (nicht nur jugendliche) Menschen, die dafür ein Gespür haben.


Lieber Hl. Gerhard, ich freue mich mit dir über den neuen Heiligen!









2 Kommentare:

  1. Über die BDKJ-Verlautbarung kann ich nur staunen. Ich war da in den frühen 90ern Mitglied und hörte nur Abfälliges, Verächtliches und Hasstiraden in Bezug auf Johannes Paul II - und über die Jugendlichen, die so reaktionär waren, ihn auch nur interessant zu finden.

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  2. Die Boshaftigkeit des BDKJ ist strukturell in der deutschen Staats-Kirche angelegt. Ihr entspricht der latente Atheismus ihrer Theologen und die Unwirksamkeit ihrer Bichöfe.

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