Samstag, 5. November 2011

In Memoria

Ich musste zweimal hinschauen bis ich erkannte, was das ist: ausgemusterte Grabsteine. Irgendwann im Sommer bei einer Tour unterwegs entdeckt. Nichts bleibt ewig bestehen. Auch Gräber nicht. Die Steine kommen zurück zum Steinmetz, der die Inschriften entfernt und dann den Stein wieder neu verwendet.

In vielen Totenanzeigen liest man Sätze wie: "In unseren Herzen wirst du ewig leben!" oder "Solange noch jemand an dich denkt, bis du nicht tot!". Der Tod hinterlässt eine schmerzhafte Lücke. An vielen Stellen gedenken wir unserer Toten und noch mehr denken wir in unserem Herzen an diejenigen, die wir ganz persönlich verloren haben. 

Und dennoch: Es wäre traurig, wenn das Überleben des Todes vom Gedenken der Hinterbliebenen abhängen würde. Denn irgendwann gibt es niemanden, der sich noch in Liebe an mich erinnert. Unsere Namen verblassen und selbst in Stein gemeißelt überlebt mein Name meinen Tod nicht auf ewig. Wer davon sein Heil abhängig macht, der wird spätestens dann in tödliche Vergessenheit geraten, wenn der Friedhofsgärtner den Grabstein abtransportiert.

Man kann nicht allein in der Erinnerung weiterleben. Nach dieser Lesart von Auferstehung wären all die Personen, die es aus welchen Gründen auch immer in unsere Geschichtsbücher geschafft haben, noch "lebendig", mein Urgroßvater aber eben tot. Und es sind nicht unbedingt die Guten und die Besten, die es in die Geschichtsbücher geschafft haben.

Nichts bleibt ewig. Auch nicht der Grabstein mit meinem Namen. Gut zu wissen, dass Gott mir versprochen hat: Ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir! (Jes 43,1) 

Wenn wir morgen mit Weihwasser unsere Gräber segnen, dann erinnern wir uns an die Taufe, wo Gott uns mit unseren Namen angesprochen hat:  Mein Name in Gottes Hand - Hoffnung über den Grabstein hinaus.

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